Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld wird 15, das wird gefeiert - auch mit einem Tag der offenen Tür
 
Das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld ist 15 Jahre alt. (FOTO: THOMAS RUTTKE)WOLFEN/MZ. Wie viele Azubis das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld mit einem erfolgreichen Abschluss verlassen haben - das ist leicht nachzuzählen. Allein im vergangenen Schuljahr wurden in der Bildungseinrichtung, in der ein Schwerpunkt auf dem Gebiet Chemie liegt, rund 400 junge Leute ausgebildet. Seit 1994 sind es immerhin knapp 2 000.
 
In diesem Jahr besteht das Bildungszentrum 15 Jahre. Dass hier ein erfolgreiches Ausbildungsmodell umgesetzt wird, belegt die Tatsache, dass bislang immerhin über 90 Prozent der Azubis mit Abschluss einen Arbeitsvertrag erhalten haben. Für die Ausbilder und die Lehrlinge ist das durchaus ein Grund, das kleine Jubiläum mit einer Festwoche zu feiern. So gibt es verschiedene Veranstaltungen wie wissenschaftliche Vorträge, Diskussionen, ein Rundtischgespräch "Pharma Zukunft" und anderes mehr.
 
Ein Höhepunkt wird der Tag der offenen Tür sein. Dieser wird am 7. August stattfinden, von 10 bis 17 Uhr stehen die Türen offen. Dann können alle, die mit einer Ausbildung hier liebäugeln, oder jene, die sich früher hier ihr Rüstzeug holten, einen Blick in die Räume, Lehrwerkstätten und Laboratorien werfen. Und sicher werden sie auch die Antwort darauf bekommen, wie viele Absolventen die Bildungseinrichtung im Laufe der 15 Jahre verlassen haben.
 
Das Bildungszentrum arbeitet mit rund 60 Firmen der Region im Verbund. Rund 40 Ausbildungsberufe in Bereichen wie Labor- und Prozesstechnik, Elektro, Informations- und Medientechnik, Metall, Wirtschaft und Verwaltung, Farb- und Raumgestaltung sowie Bautechnik stehen zur Auswahl. Hinzu kommt das Angebot der Einrichtung zur Weiterbildung und Umschulung auch älterer Arbeitnehmer sowie berufsbegleitender Lehrgänge.
 


Spezielles Projekt der Arbeitsagentur ermuntert Ältere, sich für ihren Stammbetrieb mit einem dort gefragten Abschluss zu qualifizieren


WOLFEN/MZ. So einen Tag könnte es wohl öfter geben: Thomas Leutloff und Werner Goldacker haben am Freitag die süßen Früchte harter Arbeit geerntet. Der 44-jährige BMSR-Techniker und der 55-jährige Schlosser hatten sich nochmal zwei Jahre auf die Schulbank gesetzt und einen neuen Beruf erlernt. So sind sie nun Abwassertechniker und für ihre Arbeit im Abwasserzweckverband (AZV) Fuhne in Löbejühn (Saalekreis) richtig qualifiziert.
 
"Wir wollen Leute mit Fachwissen und wir wollen gute Mitarbeiter im Unternehmen halten", sagt Jürgen Haak, Chef des AZV. "Ich stehe auf dem Punkt: Jeder, der eine spezielle Arbeit macht, sollte auch einen richtigen Abschluss haben. Dann kann ich denjenigen nämlich auch zur Verantwortung ziehen, so bin ich als Chef auch abgesichert." Allerdings, so Haak, sei es nicht so einfach, jemanden zu finden, der die Leute fortbildet. Das Bildungszentrum (BZ) Wolfen / Bitterfeld habe nicht nur in der Erstausbildung einen guten Ruf, sondern auch in der Erwachsenenqualifizierung. Und das Team sei sehr flexibel.
 
Leutloff und Goldacker gehören zu jenen, die ihren neuen Berufsabschluss über das Projekt "Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen" (WeGebAU) erworben haben, das die Agentur für Arbeit fördert. Es ist ausgerichtet auf Arbeitnehmer, die älter als 45 Jahre sind und keinen Berufsabschluss haben oder seit mehreren Jahren an einem Platz arbeiten, für den sie nicht den passenden Abschluss vorweisen können. Das Angebot, teilt die Arbeitsagentur mit, wird von vielen genutzt. Ursprünglich war es ins Leben gerufen worden, weil sich die Anzahl der Arbeitsjahre bis zur Rente verlängert hat. Doch jetzt, da das Konjunkturpaket II aufgeschnürt wird, gibt die Agentur die Chance, auf diesem Weg einen Berufsabschluss zu erlangen oder sich auf seinem Fachgebiet zu qualifizieren, auch Jüngeren.
 
Leuthoff und Goldacker haben sie bestens genutzt: Beide, so steht es in ihren Zeugnissen, haben mit "Gut" abgeschlossen, im praktischen Teil sogar mit "Sehr gut". "Früher habe ich Werkzeugmaschinen repariert und jetzt bin ich Abwassertechniker", meint Goldacker und gibt zu, dass es manchmal hart war. "Ich wollte schon mal hinschmeißen. Aber der Ausbilder hat mich immer wieder aufgerichtet - der ist klasse. Heute bin ich froh, dass ich durchgehalten habe. Da bin ich schon stolz drauf." Ein Beruf im Bereich Umwelttechnik, sagt auch Thomas Leutloff, sei kein einfacher. Und die Arbeit sei heute auch nicht mehr vergleichbar mit der von früher. "Der ist vielseitig, man hat zu tun von der Elektronik bis zum Labor", sagt er. "Als ich gelernt habe, da gab es manches, was heute normal ist, noch gar nicht - die ganze Computer- und Prozessleittechnik. Damals fing das mit den Computern gerade an."
 
Insgesamt fünf Leute bildet das BZ über das WeGebAU-Projekt aus, das mit der Prüfung der Industrie- und Handelskammer endet. Alle haben sich für den Fachbereich Umwelttechnik entschieden. Und sie sagen: "Wir sind von den jungen Leuten hier gut aufgenommen. Letztlich schlagen sie sich mit den selben Problemen rum wie wir."
 

 
Der Begleitausschuss der EU tagte im Bildungszentrum und schaute sich die Umsetzung des Projekts «Brafo» an

 
Schüler probieren sich in unterschiedlichen Berufsfeldern aus. (MZ-FOTO: ARCHIV)WOLFEN/MZ/DOP. "Berufswahl-Richtig-Angehen-Frühzeitig-Orientieren (Brafo)", so nennt sich ein durch den Europäischen Sozialfonds, die Bundesagentur für Arbeit und das Land Sachsen-Anhalt finanziertes Modellprojekt, an dem sich das Bildungszentrum Bitterfeld-Wolfen beteiligt. Dabei werden den Schülern der Sekundarschulen im Altkreis Bitterfeld praktische Einblicke in den Berufsalltag gewährt. Bereits in der vergangenen Woche war ein aus 40 Mitgliedern bestehender "Begleitausschuss für den Einsatz von EU-Strukturfonds" am Bildungszentrum zu Gast, um sich vor Ort unter anderem von der Umsetzung des durch europäische Mittel mitfinanzierten Projektes zu überzeugen. Und so führte der Geschäftsführer, Olaf Richardt, die Mitglieder durch das Bildungszentrum und stellte das Berufsorientierungskonzept vor: "An vier Praxistagen lernen die Schüler der siebten und achten Klasse in unseren unterschiedlichen Ausbildungsstätten und denen der Euro-Schulen ein breites Spektrum an Berufen kennen."
 
Dabei können die Schüler zwischen vier Berufsfeldkategorien wählen, seien es nun die Dienstleistungs- und Logistikberuf, die gewerblich-technischen Berufe, die Verwaltungs- und Sozialberufe oder das Bauhandwerk und die grünen Berufe. Mit Erfolg, wie Richardt meint. Waren es im ersten Durchgang - Schuljahr 2007 / 2008 - 588 Schüler der siebten und achten Klassen, so sind es im zweiten Durchgang - also Schuljahr 2008 / 2009 - 285 Schüler der siebten Klassen. Damit deckt man im Altkreis Bitterfeld alle sieben Sekundarschulen vollständig ab.
 
Dadurch will man den Schülern die Gelegenheit geben, sich frühzeitig mit den eigenen Berufswünschen auseinander zu setzen und sich beruflich zu orientieren. Um die Interessen herauszufinden, werden mit jedem Schüler Einzelgespräche geführt, anschließend können sie entsprechende Bereiche unter "ausbildungsnahen Bedingungen" kennen lernen.
 
"Neben den Ausbildern sind immer auch Lehrlinge mit dabei", sagt Richardt, "denn das senkt die Hemmschwelle, Fragen zu stellen." Auch der Vorsitzende des Begleitausschusses und der Leiter der EU-Verwaltungsbehörde im sachsen-anhaltischen Finanzministeriums, Norbert Keller, zollt dem Bildungszentrum Anerkennung.
 
"Wir befassen uns ja mit konkreten Projekten", sagt er, "und die Präsentation in den Lehrwerkstätten war interessant und anschaulich." Aber nicht nur das. Mit der Förderung durch "Brafo" möchte man die Jugendliche zum einen begleiten, zum anderen aber auch als Fachkräfte binden.
 

 
0 Jahre war Uwe Zautke aus dem Beruf raus, jetzt will er wieder in der Chemie arbeiten. (FOTO: THOMAS RUTTKE)WOLFEN/MZ. Irgendwie passt er nicht so recht in die Truppe junger aufgeregt quasselnder Leute. Die Zeit, als er so vor dem Schulhaus stand, dürfte schon länger vorbei sein. Und doch wiederum passt er hin. Er gehört auch zu den jungen Leuten - zumindest für ein paar Wochen.
 
Uwe Zautke ist Azubi auf Zeit. Der 56-Jährige ist derzeit der älteste Lehrling im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld. Der gelernte Chemielaborant will hier seine Berufskenntnisse auffrischen und erneuern. "Seit 20 Jahren bin ich aus meinem Beruf raus", sagt der freundliche, groß gewachsene Mann, "jetzt will ich wieder rein."
 
Doch um den Schritt auch mit Erfolg gehen zu können, fehlt ihm der Anschluss. Das Leben, meint er, ist schließlich weiter gegangen - auch in dieser Branche. "Man darf sich nur nicht hängen lassen", hat er erkannt.
 
Doch: Wie verschlägt es einen aus Castrop-Rauxel nach Bitterfeld-Wolfen? Die Antwort ist einfach, und so guckt Zautke auch ein wenig verwundert. "Ruhrgebiet", sagt er nur und hofft, dass sein Gedankengang verständlich wird. Na klar: Chemie. "Ich habe was gesucht, wo ich eine Weiterbildung machen kann", erklärt er. "Das ist in meinem Alter natürlich schwierig. Bei mir daheim gab es in der ganzen Region gar nichts. Hier habe ich es schließlich über das Internet gefunden." Bezahlt wird die Fortbildung über die Agentur für Arbeit. Seit April hat er nun den Status Azubi und sitzt mit den viel Jüngeren auf der Schulbank beziehungsweise steht er mit ihnen im Lehrlabor des Bildungszentrums.
 
Dort macht er durchaus nicht den Eindruck eines Außenseiters. "Ich hatte noch nie Anpassungsschwierigkeiten, mein Leben lang hab ich mit jungen Leuten zusammen gearbeitet. Das ist doch gut", stellt er klar und lacht. "Besser, als von vergrämten alten Menschen umgeben zu sein, die über ihre Zipperlein reden." Doch ist das, was Zautke hier macht, kein Spaß. Am Ende seiner halbjährigen Fortbildung verlässt er das Bildungszentrum mit einer Beurteilung seiner Leistungen. Die, so hofft er, öffnet ihm die Türen zu seinem neuen Job. Denn jetzt, da er zugibt, 20 Jahre nicht in der Chemie gearbeitet zu haben, bleiben ihm die Türen bei vielen Unternehmen verschlossen.
 
In den zurückliegenden Jahren hat Zautke sich "kaufmännisch betätigt" - in Russland, Saudi Arabien und anderswo im Ausland. Dann, als die wirtschaftliche Krise sich abzuzeichnen begann, hat er sich auf seinen alten Beruf, den er bei der Deutschen Babcock, bei Hüls und Ruhrzink mal ausgeübt hat, besonnen. "Chemie, das ist was Solides", hat er festgestellt. "Da weiß man, was man hat." Das will er wieder. Wo - das ist dem Alleinstehenden nicht so sehr wichtig. Findet er hier in der Gegend einen Job, meint er, bleibt er hier. "Wenn nicht, dann nicht. Ich spiele ja auch ein bisschen mit dem Gedanken, wieder ins Ausland zu gehen", so Zautke.
 
Doch ein bisschen hat er sein Herz schon an die Region hier verloren. Das hat auch zu tun mit den Leuten, mit denen er hier zusammen arbeitet. "Ich bin hier sehr gut aufgehoben. Die Ausbilder - alle Achtung! Die Mühe, die sie sich geben. . ."
 
Und auch seinem Hobby kann er hier frönen. Für den Freizeit-Insektenforscher gibt es hier nämlich allerhand zu beobachten.
 

 
Azubis können Chance nutzen - Indulor will neues Werk bauen
 
Von links: Azubi Marius Erdmann, Betriebsleiter Johannes Bremer, die stellvertretende Geschäftsführerin des Bildungszentrums Wolfen-Bitterfeld, Renate Schiffel, Laborleiterin Sabine Gai und Azubi Timo Gerber. Foto: NeumannBitterfeld-Wolfen (hn). Der 16-jährige Marius Erdmann und der 18-jährige Timo Gerber haben gut lachen. Sie bekamen die beiden heiß begehrten Ausbildungsplätze zum Chemikanten bei der Indulor GmbH & Co KG. Dafür mussten sie nicht nur sehr gute Noten, vor allem in Chemie, vorweisen, sondern sich auch in einem Bewerbungsgespräch gekonnt präsentieren. Eine kleine Hürde muss noch genommen werden. Während Marius, er ist in Wolfen beheimatet, inmitten der Abschlussprüfungen an der Realschule steckt, legt Timo aus Jeßnitz gerade sein Abitur ab. Zur Übergabe der Verträge war Betriebsleiter Johannes Bremer eigens aus Bramsche-Hesepe, dem Stammsitz des Unternehmens, angereist. Auch Laborleiterin Sabine Gai ließ es sich nicht nehmen, ihre neuen Schützlinge zu begrüßen. Johannes Bremer konnte den künftigen Auszubildenden einen besonderen Anreiz für eine erfolgreiche Lehrzeit mit auf den Weg geben. In dreieinhalb Jahren, wenn Marius und Timo ihre Ausbildung beenden, soll auch ein neues Werk auf dem Gelände der Indulor seinen Betrieb aufnehmen. Wie Bremer sagte, bekäme sein Unternehmen die Wirtschaftskrise kaum zu spüren. Zudem sei sein Unternehmen davon überzeugt, dass die Wirtschaft in den neuen Bundesländern am zukunftsträchtigsten sei, da dort die modernsten Anlagen stehen. Für Marius und Timo könnte das der nahtlose Übergang von der Ausbildung in ein Arbeitsverhältnis bedeuten. Doch nun heißt es nach den Ferien erst einmal, die Jeans mit dem Blaumann zu tauschen. Einen Großteil der Ausbildung werden die beiden im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld absolvieren. Die bewährte Kooperation möchte Johannes Bremer nicht missen, denn so weiß er seine Azubis allumfassend auf ihren künftigen Job vorbereitet.
 

 
Das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld und der Verein Arbeit und Leben erschließen Schülern während der Ferien mögliche Berufsfelder

 
Azubi Kornelia Stoye (Mitte) erklärt Jeffrey Schmidt und Annika Rex, was da im Gefäß vor sich geht. (FOTO: ANDRÉ KEHRER)BITTERFELD/MZ. Nichts kann Annika Rex und Jeffrey Schmidt jetzt ablenken. Die beiden Schüler sind im Lehrlabor des Bildungszentrums Wolfen-Bitterfeld ganz und gar beschäftigt. Kornelia Stoye, Azubi im zweiten Lehrjahr bei Dow Wolff Cellulosics, weiht sie ein in die Geheimnisse der Chemie. Doch ein Geheimnis ist das für Annika und Jeffrey längst nicht mehr, was sich in den Reagenzgläsern und Kolben abspielt. Denn beide - Jeffrey lernt in der achten Klasse in der Sekundarschule Quellendorf und Annika beendet jetzt die zehnte Klasse der Albrecht-Dürer-Sekundarschule Merseburg - haben ihr Interesse für Chemie schon bei Praktika in verschiedenen Firmen der Region unter Beweis gestellt.
 
Jetzt nutzen sie die Ferienwoche. Das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld macht dazu den älteren Sekundarschülern, die vor der Berufswahl stehen, ein entsprechendes Angebot. Erfahrene Azubis nehmen die Schüler da quasi an die Hand. Die Einrichtung, die 1994 als Verein ins Leben gerufen worden ist und sich vor allem der Erstausbildung aber auch der Umschulung und der beruflichen Weiterbildung widmet, gestaltet zusammen mit dem Verein Arbeit und Leben Sachsen-Anhalt diesen Berufsorientierungs-Workshop.
 
"Auf diesem Gebiet hat sich mit der Zeit sehr viel getan", weiß Renate Schiffel, stellvertretende Leiterin des Bildungszentrums. Doch könne eben allemal noch mehr getan werden. Ihre Erfahrung: Die Unternehmen bilden lieber nicht aus als einen mit schlechtem Abschluss oder mit wenig Interesse. Die Praxis beweist das. Rund fünf Prozent der Ausbildungsplätze der Unternehmen des Verbandes Nordost der Chemischen Industrie sind unbesetzt, weil die Bewerber nicht geeignet waren. Und noch immer liegt auch der Anteil der Azubis, die eine Lehre abbrechen, in Sachsen-Anhalt bei 20 Prozent. Doch das, so Schiffel, betreffe weniger die Azubis in der Großindustrie. "Die Chemie hat jetzt wieder einen guten Ruf", stellt sie fest.
 
Das wissen auch Annika und Jeffrey. Obwohl viele Firmen sich derzeit verhalten zeigen, hoffen sie doch, in der Chemiebranche landen zu können. "Ich möchte Laborantin werden", sagt die junge Frau. "Ich denke, das hat Zukunft. Und der Verdienst ist auch nicht schlecht. Meine Mutter ist Laborantin in Leuna." 80 Bewerbungen hat sie jetzt erstmal losgeschickt. Marlis Erdelyi und Reiner Eckel vom Verein Arbeit und Leben sind beeindruckt. Einer der Schwerpunkte ihrer Arbeit ist die Berufsorientierung, und sie haben mit dem Projekt "mobil und praxisnah", mit dem sie für Fachkräftenachwuchs in naturwissenschaftlichen Berufen werben, schon andere Erfahrungen gemacht: "Es ist erstaunlich, wie weit weg das Thema bei manchen ist."
 
Über zwei Jahre läuft im Bildungszentrum nun das Angebot, dass das so genannte Brafo-Projekt unterstützt. Dies ist ein bundesweit einmaliges Gemeinschaftsprojekt des Landes und der Arbeitsagentur zur frühzeitigen Berufsorientierung. Gefördert wird es über den EU-Sozialfonds und das Land. Vor Ort unterstützen es verschiedene Unternehmen. Anliegen ist es, so Renate Schiffel, das Interesse der jungen Leute für einen Beruf in der Chemie zu wecken. "Chemie ist nunmal das, was die Region ausmacht. Und dafür müssen wir den Berufsnachwuchs sichern. Außerdem sollen die Schulabgänger wissen, sie haben eben auch hier eine Zukunft." In nächsten Ferien läuft das Angebot weiter.
 

 
Junge Leute unterschreiben Lehrverträge bei Chemieunternehmen Indulor
 
Neu im Team: Marius Erdmann (l.) und Timo Gerber (r.). (FOTO: ANDRÉ KEHRER)BITTERFELD/MZ. "Ich freue mich, jungen arbeitswilligen Leuten hier eine Zukunft bieten zu können", sagt Johannes Bremer, Betriebsleiter der "Indulor GmbH und Co KG" im Chemiepark, zur Begrüßung. Viele würden zum Arbeiten in die alten Bundesländer gehen, aber gerade in der Chemiebranche sieht Bremer viel Potential in der Region, denn hier seien die moderneren Anlagen. In Kooperation mit dem Berufsbildungszentrum Wolfen-Bitterfeld, wird das Unternehmen zwei jungen Männern einen Ausbildungsplatz bieten. Marius Erdmann und Timo Gerber unterschrieben am Montag ihre Verträge und werden ab dem 5. August ihre Ausbildung als Chemikanten beginnen. "Ich habe mich schon in der Schule sehr für Chemie interessiert und bin froh, dass ich hier in der Region meine Ausbildung machen kann", freut sich Erdmann. Auch sein zukünftiger Kollege Timo Gerber hat einige Bewerbungen für den chemischen Bereich geschrieben und freut sich, dass es bei "Indulor" geklappt hat.
 
Unterstützt wurden die beiden bei ihrer Suche nach der geeigneten Ausbildung durch das Berufsbildungszentrum, das seit 15 Jahren Teil der dualen Ausbildung in der Region ist. "Einen Teil ihrer Ausbildung werden sie in der Berufsschule, einen Teil bei uns im Berufsbildungszentrum und den praktischen Teil hier im Betrieb absolvieren, erklärt Renate Schiffel, stellvertretende Geschäftsführerin der Bildungseinrichtung, zum Ablauf der Lehre. Die Auswahl der geeigneten Bewerber habe man sich nicht leicht gemacht, zwei Tage sei man mit den Gesprächen beschäftigt gewesen, darum könnten die beiden Berufseinsteiger schon ein wenig stolz auf sich sein, sagt Schiffel.
 
"Indulor" gehört schon seit Beginn der Arbeit im Bildungszentrum zu den Kooperationspartnern. Neben den Ausbildungsplätzen, die das Unternehmen kontinuierlich angeboten hat, stellte man zusätzlich regelmäßig Praktikumsplätze für das "Berufsbildungszentrum Wolfen-Bitterfeld" zur Verfügung. Deshalb lobt Renate Schiffel die gute Zusammenarbeit.
 
Die Firma stellt verschiedene Lösungen und Dispersionen für Kunden aus dem In- und Ausland her. Am Standort im Chemiepark sind rund 70 Mitarbeiter beschäftigt. Die zwei Werke sollen künftig noch erweitert werden, der Ausbau der Produktion ist schon in der Planung. Durch die gegenwärtige Krise fühle sich das Unternehmen derzeit nicht beeinträchtigt, führt Bremer aus. "Wir bilden nicht über Bedarf aus, das heißt, die Lehrlinge haben eine reelle Chance anschließend übernommen zu werden, sagt Bremer. Was freilich keinen Freibrief bedeute, aber bei entsprechender Anstrengung sieht er gute Zukunftschancen für die beiden künftigen Chemikanten.