Das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld hat eingeladen zum Tag der offenen Tür
 
Viele Jugendliche waren zum Tag der offenen Tür ins Bildungszentrum gekommen. Besonders hoch in der Gunst stand das Lehrlabor. (FOTO: THOMAS RUTTKE)BITTERFELD/MZ. Ein Beruf in der Metallbearbeitung, das ist es, was Nico Gorgas interessiert. Der junge Mann aus Greppin hat sich am Tag der offenen Tür, den das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld Freitag veranstaltet hat, in der Lehrwerkstatt umgesehen und sich informiert, was hier so geht. Das neue Ausbildungsjahr hat begonnen - ohne ihn. Er hatte sich wohl zu sehr darauf verlassen, vom Arbeitsamt vermittelt zu werden. Jetzt, sagt er, habe er "schon ein bisschen Druck im Nacken". Er ist auf der Suche. Ein berufsbegleitendes Jahr hat er schon hinter sich.
 
"Ein Notfall. Komm mal her", ruft Ausbilder Bodo Beyer, mit dem Nico in der Werkstatt unterwegs war, seinem Chef Ingo Schlack zu. Und da nimmt er auch keine Rücksicht drauf, dass der gerade mitten im Unterricht ist. "Da muss geholfen werden." Schlacks Umschüler haben Pause. Draußen haben es sich Nicole Bork und Katrin Laske im Schatten bequem gemacht. Sie machen Mittagspause. Nicole ist Azubi im zweiten Lehrjahr, sie wird Maschinen- und Anlagenführer. Katrin ist heute ihrer Freundin zuliebe mitgekommen. Einen Job, den man hier lernen kann, will die junge Frau mit den knallig pinkfarbenen Haaren nicht. "Ich habe mir das alles vor zwei Jahren schon mal angeguckt", sagt sie, "ich kenn das hier." Sie hat andere Interessen. Köchin oder Bäckerin würde sie gern werden. Doch jetzt erstmal ist sie zu Hause.
 
Viele haben Freitag das Angebot des Bildungszentrums (BZ) genutzt und einen Blick hinter die Kulissen der Einrichtung geworfen, sich im Schulgebäude, im Lehrlabor, in der Lehrwerkstatt informiert. Auch Leute, die längst im Beruf stehen, haben den Weg zu ihrer einstigen Ausbildungsstätte gefunden.
 
Insgesamt bietet das BZ 50 Lehrberufe an. Hauptgeschäftsfeld ist die Erstausbildung, die die Einrichtung mit rund 100 Unternehmen im Verbund anbietet. Aber auch Umschulung uns Weiterbildung sind Geschäftsfelder. Immer stärker im Kommen sind die Projekte für Schüler zur Berufsorientierung. "Wir sind zertifiziert und haben die Ausbildungsberechtigung von der Industrie- und Handelskammer und von der Handwerkskammer", erklärt Ingolf Küster, Bereichsleiter für Elektronik.
 
Den Azubis stehen moderne Arbeitsmittel zur Verfügung, einige davon haben Unternehmen, mit denen das BZ zusammenarbeitet wie beispielsweise Orbita Film Weißandt-Gölzau oder Bayer Bitterfeld bereitgestellt. Sechs Millionen Euro hat der Verein Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld seit seiner Gründung von genau 15 Jahren investiert.
 
Am Computer im Fachbereich von Ausbilder Jürgen Bitterer erarbeiten sich Ines Bendel und Sarah Oschem einen Schaltplan. Die beiden Mädchen lernen Industriemechaniker. "Schrauben, Instandhalten", beschreibt Ines kurz und bündig ihren künftigen Beruf. "Wenn was kaputt geht, müssen wir es reparieren", erklärt Sarah. Sie weiß, wovon sie spricht. Immerhin hat sie schon richtig lange Praktika im Gemeinschaftsklärwerk absolviert. Und in den Betrieb will sie nach der Lehre wieder hin. Die Zusage hat sie bereits. Damit hat sie Glück, denn längst nicht jeder Azubi weiß, wo er nach seinem Abschluss arbeiten wird. Ines ist da optimistisch. Doch bis dahin müssen sie erstmal noch zweieinhalb Jahre lernen.
 

 
Ausbildung: Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld beginnt das Ausbildungsjahr 2009/10 mit 107 Neulingen
 
Ausbildungsstart für 107 Lehrlinge im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld. (FOTO: MZ)WOLFEN/MZ. 107 Schulabgänger sind nun die Neuen im Bildungszentrum (BZ) Wolfen-Bitterfeld. Am Donnerstag hat das Ausbildungsjahr 2009 / 10 begonnen.
 
Die neuen Lehrlinge werden in insgesamt 17 Berufen ausgebildet. Das Spektrum reicht von den Bereichen Labor- und Prozesstechnik, Elektro-, Informations- und Medientechnik über Metall, Wirtschaft und Verwaltung, Farb- und Raumgestaltung bis hin zu Bautechnik. Insgesamt bietet die Einrichtung 50 Ausbildungsberufe in sieben Bereichen. Die Chemie nimmt dabei, der Tradition des Standortes entsprechend, einen besonderen Stellenwert ein. So ist es auch nicht sehr verwunderlich, dass ausgerechnet der 500. Azubi der Bayer Bitterfeld GmbH, der einen Lehrvertrag mit dem Bildungszentrum unterschrieben hat, in diese Branche will: Sandra Kraushaar aus Staßfurt wird Chemikantin.
 
Den Auszubildenden stehen sechs Laboratorien im Lehrlabor, eine Lehrwerkstatt sowie moderne Unterrichtsräume zur Verfügung. Über sechs Millionen Euro hat der Verein Bildungszentrum in den 15 Jahren seines Bestehens in die Einrichtung investiert. Und das mit Erfolg, wie Vorstandsvorsitzender Jürgen Heil erklärte. Seit Gründung des BZ Wolfen-Bitterfeld haben 1 433 Absolventen das Haus mit dem Facharbeiterbrief verlassen, das sind 98 Prozent. "Wir haben das Ziel erreicht. Der Bundesdurchschnitt liegt weit unter 90 Prozent", so Heil. "Und über die Hälfte unserer Azubis haben ihre Facharbeiterprüfung mit dem Prädikat "Gut" und besser bestanden." Entsprechend hoch sei die Vermittlungsquote. Auch die Anzahl derer, die ihre Ausbildung abbrechen, sei deutlich niedriger als anderswo.
 
Seit diesem Schuljahr bildet die Einrichtung auch in der Pharmabranche aus. "Unsere Stärke ist die große Flexibilität, mit der wir auf die Ansprüche der Unternehmen reagieren, auch in der Weiterbildung", erklärte Olaf Richard, Geschäftsführer des Bildungszentrums, das mit 100 Firmen im Verbund die Erstausbildung übernimmt.
 
30 Unternehmen schicken ihre Azubis im neuen Ausbildungsjahr ins BZ, vier von ihnen wie beispielsweise das FEV Dauerlaufprüfzentrum oder die Crystalox Solar, zum ersten Mal. Mit 38 neuen Azubis ist Bayer Bitterfeld das Unternehmen, das die meisten Lehrlinge im Schuljahr 2009 / 10 in das Bildungszentrum schickt, gefolgt von Orbita Film Weißandt-Gölzau mit 14 Azubis. Die meisten Firmen jedoch haben dieses Jahr einen, höchstens jedoch vier Lehrlinge eingestellt. Bedingt durch die aktuelle wirtschaftliche Situation und die demographische Entwicklung ist die Anzahl der Azubis in diesem Jahr zurückgegangen. Waren es 2008 noch 156 Mädchen und Jungen, die einen Vertrag mit dem Bildungszentrum unterschrieben, sind es 2009 fast 50 weniger.
 
Heil wies zur Eröffnung des Ausbildungsjahres im Bildungszentrum darauf hin, dass die hier ausgebildeten künftigen Facharbeiter das Zeug haben, überall in Europa arbeiten zu können. Dennoch appellierte er: "Nutzen Sie die Vorzüge des hiesigen Standortes." Das sieht auch Bayer-Bitterfeld-Geschäftsführer Christian Schleicher so. "Die Chemie", sagte er, "ist eine zukunftsträchtige Branche, die die Welt seit mehr als 120 Jahren maßgeblich bestimmt."
 

 
Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld wird 15, das wird gefeiert - auch mit einem Tag der offenen Tür
 
Das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld ist 15 Jahre alt. (FOTO: THOMAS RUTTKE)WOLFEN/MZ. Wie viele Azubis das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld mit einem erfolgreichen Abschluss verlassen haben - das ist leicht nachzuzählen. Allein im vergangenen Schuljahr wurden in der Bildungseinrichtung, in der ein Schwerpunkt auf dem Gebiet Chemie liegt, rund 400 junge Leute ausgebildet. Seit 1994 sind es immerhin knapp 2 000.
 
In diesem Jahr besteht das Bildungszentrum 15 Jahre. Dass hier ein erfolgreiches Ausbildungsmodell umgesetzt wird, belegt die Tatsache, dass bislang immerhin über 90 Prozent der Azubis mit Abschluss einen Arbeitsvertrag erhalten haben. Für die Ausbilder und die Lehrlinge ist das durchaus ein Grund, das kleine Jubiläum mit einer Festwoche zu feiern. So gibt es verschiedene Veranstaltungen wie wissenschaftliche Vorträge, Diskussionen, ein Rundtischgespräch "Pharma Zukunft" und anderes mehr.
 
Ein Höhepunkt wird der Tag der offenen Tür sein. Dieser wird am 7. August stattfinden, von 10 bis 17 Uhr stehen die Türen offen. Dann können alle, die mit einer Ausbildung hier liebäugeln, oder jene, die sich früher hier ihr Rüstzeug holten, einen Blick in die Räume, Lehrwerkstätten und Laboratorien werfen. Und sicher werden sie auch die Antwort darauf bekommen, wie viele Absolventen die Bildungseinrichtung im Laufe der 15 Jahre verlassen haben.
 
Das Bildungszentrum arbeitet mit rund 60 Firmen der Region im Verbund. Rund 40 Ausbildungsberufe in Bereichen wie Labor- und Prozesstechnik, Elektro, Informations- und Medientechnik, Metall, Wirtschaft und Verwaltung, Farb- und Raumgestaltung sowie Bautechnik stehen zur Auswahl. Hinzu kommt das Angebot der Einrichtung zur Weiterbildung und Umschulung auch älterer Arbeitnehmer sowie berufsbegleitender Lehrgänge.