Gymnasiasten durften im Labor arbeiten

Wie die Titration funktioniert, erläuterte Gymnasiast Markus Kirchhof Personalleiterin Maike Holl. Foto: GieseBitterfeld-Wolfen (rg). „So ein Praxistag ist was Feines“, bestätigte Markus Kirchhof, Schüler der 12. Klasse des Walther-Rathenau-Gymnasiums, als er Maike Holl, Personalleiterin von Akzo Nobel Base Chemical die Titration erklärte. In der Schule hätten sie dafür wenig Möglichkeiten, deshalb freuten sich die Schüler über das Angebot von Akzo Nobel Base Chemical und des Bildungszentrums Wolfen-Bitterfeld e.V., um Chemie praxisnah zu erleben. Dieser Projekttag im Lehrlabor mit interessanter praktischer Labortätigkeit hat sogar „Chemiemuffel“ gefallen. Über zahlreiche praktische Tipps, die man bei so einem Praxistag mitbekommen kann, war auch Martin Weser aus der 12. Klasse begeistert. Er möchte später einmal Chemie studieren, erzählte er. Zuerst will er aber die handwerklichen Fertigkeiten von der Pike auf lernen und beginnt nach dem Abitur die Ausbildung zum Chemikant.
 

 
Gymnasiasten erleben Projekttag in Chemie

Dass Chemie Spaß machen kann, erlebten Schüler des Europagymnasiums während ihres Projekttages im Bildungszentrum. (MZ-Foto: André Kehrer)Bitterfeld/MZ/ckr. Eine Partnerschaft ist dieser Tage weiter vertieft worden: Schüler der zwölften Klassen des Bitterfelder Europagymnasiums "Walther Rathenau" und das im Chemiepark ansässige Unternehmen Akzo Nobel Base Chemicals haben ihrem 2005 geschlossenen Kooperationsvertrag mit ihrem Projekttag ein neues Kapitel hinzu gefügt. Und sie haben einen Dritten in ihren Bund aufgenommen - das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld.

Insgesamt 60 Schüler absolvierten einen Projekttag Chemie im Lehrlabor des Bildungszentrums. Dieser Tag, der einmal im Schuljahr Pflicht ist und wie ein Unterrichtstag bewertet wird, wird von Akzo Nobel Base Chemicals gefördert und materiell unterstützt.Anliegen ist es, Schüler mehr praxisorientiert zu unterrichten als bisher. So, vor Ort und experimentierend in einem echten Labor, sollen Schüler ihr Interesse für Naturwissenschaften, insbesondere für Chemie, entdecken. Längst ist es kein Geheimnis, dass es auf dieser Strecke ein Defizit gibt. Gerade hier am Standort aber sehen Unternehmen und Schulen Potential genug, diese Lücke schließen zu können. "Und wir wollen jungen Leuten die Perspektiven, die sie hier haben, aufzeigen. Sie sollen als Fachkräfte das Werk fortführen", meinte Renate Schiffel, stellvertretende Leiterin des Bildungszentrums.Das selbe Ziel verfolgen Unternehmen wie Akzo vor Ort. Schon seit einigen Jahren ist es so für die Mitarbeiter der Firma selbstverständlich, Schülern und Studenten einen Blick hinter die Kulissen und Praktika anzubieten sowie die Fortbildung von Chemielehrern hier zu unterstützen. Das nehmen Schüler und Lehrer des Europagymnasiums natürlich gern an.
 

 
Bayer-Lehrlinge üben sich in Teamarbeit und in Konfliktbewältigung
 
 
Wolfen/MZ. Vorurteile führen in die Sackgasse. Diese Erkenntnis haben Mirko Wagner, Jens Meyer und Christopher Herbst, Azubis im ersten Lehrjahr bei Bayer Bitterfeld, während der Arbeit an ihrem Projekt bestätigt.
 
"Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg", "Arbeitslose haben keine Lust zum Arbeiten" - ganz typische Vorurteile, sagt Mirko, die man doch nicht gelten lassen kann, die man beleuchten und hinterfragen muss. Warum haben sie sich bei manchen so eingebürgert? Wie widerlegt man Vorurteile? Oder: Wie kann man ihnen schon vorbeugen?
 
Andere Azubis wie Robert Rietscher, Philipp Virgils und Eric Paatz haben sich damit beschäftigt, wie man - sowohl praktisch als auch im übertragenen Sinne - andere Menschen erreicht. "Brückenbau" hieß ihr Projekt. Und wieder andere wie Patrick Gutewort, Sebastian Friedrich und Patrick Buchholz hatten sich das Thema "Europa" gewählt - Entwicklung, Alltagsleben, Kultur der Gemeinschaft beleuchtet.
Sinn des insgesamt dreiwöchigen Projektes ist es, Teamarbeit zu trainieren und sich zusammen mit Azubis anderer Berufe einen Kopf zu machen. Kein einziger der 38 beteiligten Lehrlinge hätte das Geforderte allein bewältigen können. Schulung der sozialen Kompetenz, sagt die Personalchefin von Bayer Bitterfeld, Angelika Schellenberg, und Konfliktmanagement machen den Inhalt des diesjährigen Projektes aus. Seit 1999 gehört eine solche Schulung, die im Bildungszentrum Wolfen/Bitterfeld stattfindet, zur Ausbildung der Bayer-Lehrlinge. "Ganz wichtig heute im Arbeitsprozess ist die soziale Kompetenz", so Schellenberg. Über die Projekte, die teils praktischer, teils theoretischer Natur sind, lernen sich die 38 Azubis, die das Chemie-Unternehmen jedes Jahr für unterschiedliche Berufe einstellt, auch besser kennen. "Sie erfahren dabei auch: Jeder Beruf ist wichtig."
 
Und das hat wieder voll funktioniert. "Wir haben uns nicht nur einfach so kennen gelernt", meint Mirko Wagner, "es sind auch neue Freundschaften entstanden. Im normalen Ausbildungsalltag haben wir ja miteinander gar nichts zu tun - da kennt der Chemikant den Mechatroniker nicht und weiß auch nichts von seinem Beruf." Beeindruckt von den Ergebnissen und den Antworten, die die jungen Leute auf Fragen der heutigen Zeit gefunden haben, waren auch die Chefs: Olaf Richardt vom Bildungszentrum und Hans-Joachim Raubach von Bayer. "Alle haben sich intensiv beschäftigt", so Raubach. "Sie haben sich die Frage stellen müssen 'Wie gehen wir miteinander um'. Und sie haben Antworten gefunden." Das sei besonders wichtig. Denn so gehe es heute immer mehr um Themen wie Integration von Ausländern, um Gastarbeiter.
 
"Das könnte bei unserer demographischen Entwicklung auch hier, wie früher in Westdeutschland, ein Thema werden." Zunächst aber, damit überraschte Raubach die Azubis vor Weihnachten, endet für alle die Probezeit. Sie haben nun alle einen sicheren Lehrvertrag in der Tasche.