Pleye im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld e.V.
 
Wolfen/MZ/lot. Sicherung des berufliches Nachwuchses für die hiesige Region - vorrangig darum drehte sich das gestrige Gespräch zwischen dem Staatssekretär im Magdeburger Ministerium für Wirtschaft und Arbeit, Thomas Pleye, und dem Geschäftsführer des Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld in der Wolfener Saarstraße, Olaf Richardt.
 
Pleye, der auf Einladung des Bitterfelder CDU-Landtagsabgeordneten Lars-Jörn Zimmer gestern zu einer Kreisbereisung im Altkreis Bitterfeld unterwegs war, machte im Bildungszentrum seine erste Station. Hier informierte ihn Richard nicht nur über das Profil seiner Einrichtung mit Schwerpunkt Erstausbildung in nahezu 30 Berufen für die Unternehmen der Region, sondern auch über seit längerem bekannte und aktuelle Probleme dabei: Zu oft entsprechen die Leistungen der Schulabgänger nicht den Anforderungen, die die Betriebe stellen. So können einige vorhandene freie Ausbildungsstellen nicht besetzt werden. Manch Abiturient, der sich erst für einen Ausbildungsplatz entscheidet, überlegt es sich noch einmal kurzfristig anders und geht zum Studium. Und der demographische Wandel bringt mit sich, dass - so Pleye - es in zwei Jahren nur noch etwa halb so viele Abgänger von Sekundarschulen gibt, wie es heute noch der Fall ist.
 
Besonders letztere Tatsache -schon in diesem Jahr werde es landesweit mehrere Tausend Schulabgänger weniger geben - fordere zum Handeln heraus. In den technischen Berufen werde sich der Mangel an Fachkräften verschärfen. Daher müsse bei den Jugendlichen - besonders bei den Mädchen -Interesse an eben solchen Fachrichtungen geweckt werden.
 
Olaf Richardt versicherte seinerseits, dass an seinem Bildungszentrum neue Projekte der Berufsfrühorientierung bereits mit Hochdruck vorbereitet werden.
 
Im Anschluss besichtigte Thomas Pleye noch die Lehrwerkstätten des Bildungszentrums, die Firma Abasys GmbH in Bitterfeld und das Schlaitzer Heide-Camp.
 


Bitterfeld, den 24. Mai 2007 - Im Bitterfelder Werk des Chemieunternehmens Akzo Nobel Base Chemicals liegt die Ausbildungsquote mit Unterzeichnung der Ausbildungsverträge bei über zehn Prozent.
 
„Nachwuchs heranzubilden ist für uns sehr wichtig", so Konrad Syska, Werkleiter der Akzo Nobel Base Chemicals GmbH in Bitterfeld. „Da einige unserer Mitarbeiter in den nächsten Jahren in Altersteilzeit gehen bzw. sich bereits in der aktiven Phase der Altersteilzeit befinden, müssen wir rechtzeitig vorsorgen. Die Azubis sollen die Möglichkeit bekommen, aus dem Erfahrungsschatz unserer „Alten Hasen" im Betrieb zu lernen, bevor diese das Unternehmen verlassen. Ein zweiter Punkt für das Engagement des Akzo-Nobel-Werkes ist natürlich die politische Verantwortung,den jungen Schulabgängern Perspektiven zu geben," beschreibt Konrad Syska die Gründe für das Engagement zur betrieblichen Ausbildung.
 
Vier Azubis haben in diesem Jahr einen Ausbildungsvertrag mit der Akzo Nobel Base Chemicals abgeschlossen. Die Chance, einen Arbeitsplatz nach einer erfolgreichen Ausbildung bei Akzo Nobel zu erhalten, ist durchaus vorhanden. „Wir sind bestrebt, die Auszubildenden, die engagiert und leistungsbereit sind, auch zu übernehmen", betont der Werkleiter. Dabei kommt es ihm nicht allein auf eine hohe Leistungsbereitschaft an, sondern die Jugendlichen sollten auch Teamfähigkeit besitzen, damit sich eine bestmögliche Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens entwickelt. Die Ausbildungsverträge haben Tim Zerbin,16 Jahre aus Greppin als Mechatroniker, Christi Henschler, 16 Jahre aus Aken als Chemikant, und Rene Brandt, 18 Jahre aus Werkleitz als Chemielaborantim Bitterfelder Werk der Akzo Nobel erhalten.
 
Als vierte Auszubildende hat Anja Hammer aus Jeßnitz einen Ausbildungsvertrag als künftige Chemikantin bei der Akzo Nobel erhalten. Die berufliche Ausbildung erfolgt im Verbund mit dem Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld e. V und dauert insgesamt 42 Monate.
 
Akzo Nobel Base Chemicals ist Produzent von Grundchemikalien wie Chlor, Natronlauge, Chlorwasserstoffgas und Wasserstoff sowie Salzsäure. Diese Produkte werden zum überwiegenden Teil, Chlor zu ca. 85 %, im ChemiePark Bitterfeld Wolfen weiterverarbeitet. Im Unternehmen in Bitterfeld arbeiten derzeit 7o Mitarbeiter und insgesamt acht Auszubildende.
 

 
Hans-Dieter Becker ist Ausbilder im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld e. V. und kennt seine Lehrlinge genau, erklärt Arbeitsschritte ruhig und mit Bedacht, so gar nicht zackig, wie man es von einem Berufsoffizier vielleicht erwartet hätte. Denn Becker diente nach seiner Ausbildung zum Elektromonteur in der Farbenfabrik Wolfen von 1967 bis 1977 bei der NVA als KFZ-Schirrmeister und war dort für den Fuhrpark und die Fahrausbildung zuständig. Dort machte er auch seinen KFZ-Meister. Nach 1o Jahren wollte der inzwischen zum Stabsfeldwebel beförderte Becker aber zurück in die Heimat, u. a. auch, um sich um seine Eltern besser kümmern zu können. Die Rückkehr stellte beruflich kein Problem dar. Becker wurde im CKB im polytechnischen Zentrum Wachtendorf eingesetzt. Mit den Schülern der siebenten bis zehnten Klassen baute er schnell ein gutes Verhältnis auf. Wichtig war ihm hierbei, den Jugendlichen etwas Sinnvolles und Nützliches beizubringen. Mit den Schülern der achten Klassen reparierte er die Werksfahrräder des CKB - immerhin 4.000 Stück, an denen Speichen und Schläuche gewechselt oder die Tretlager repariert werden mussten. „Die Jungs und Mädels lernten eigentlich alle gängigen Reparaturen am Fahrrad, was natürlich auch für den Hausgebrauch sehr praktisch war", erinnert sich Becker.
 
gebaut worden, die nach Fertigstellung nicht mehr gebraucht wurden, und deshalb durften wir dort einziehen", erklärt Becker. In diesen, vom Bildungszentrum immer noch genutzten Räumlichkeiten arbeitet er heute noch.

Im Abendstudium erwarb sich Becker nebenbei den Lehrmeister-Titel, um seine Arbeitstätigkeit theoretisch zu fundieren. Ganz praktisch ging es aber in seinem Unterricht zu. Mit Kollegen hatte er angeregt, die Reparatur der Werksmotorräder und -mopeds zu übernehmen. Zusammen mit kleinen Gruppen von zwei Schülern reparierten er und seine Kollegen die Zweiräder des Werkes, um intensiv auf die Materie eingehen zu können und um die Sicherheit der Fahrzeuge zu gewährleisten.
 
„Der PA-Unterricht kam sehr gut bei den Schülern an, und vor allem hatten sie nun Vorkenntnisse für die Lehre. Dadurch wussten sie besser, für welchen Beruf sie sich entscheiden sollten und was dort auf sie zukommt", resümiert Ausbilder Becker und fügt an: „Heute fangen wir wieder an, dieses Reinschnuppern' den Schülern anzubieten, um sie besser auf die Ausbildung vorzubereiten und so die hohe Abbrecherquote senken zu können."
 
1981 wechselte Becker, gebürtig im sächsischen Roitzschjora, in die Lehrwerkstatt und wurde dort nach zwei Jahren Lehrobermeister. Durch einen glücklichen Zufall erhielt die Lehrwerkstatt neue Gebäude: „In der Farbenfabrik waren ein Bürogebäude und eine Werkhalle.
 
Nach der Wende spezialisierte er sich auf die Kunststoffbearbeitung und qualifizierte sich dafür in den Kunsttstoffbetrieben der Chemie AG sowie bei der Höchst AG in Frankfurt am Main. Damit sicherte er sich seinen Arbeitsplatz auch nach der Ausgliederung der Lehrwerkstatt aus der Chemie AG, aus der 1994 die Gründung des Bildungszentrums Wolfen-Bitterfelde. V. resultierte. Damals begann er mit der Ausbildung eines Kunststoff-Lehrlings. Heute sind es bereits 25 Auszubildende, die sich von ihm in die Bearbeitung von Kunststoffen unterweisen lassen. Mit seinem breiten Fachwissen ist er Mitglied der Prüfungskommission der IHK Halle-Dessau.
Neben der Arbeit ist für Becker das Familienleben sehr wichtig. Oft besucht er seine Tochter in Österreich, während die andere „zum Glück in Wolfen wohnt", so Becker. Ein Steckenpferd ist für ihn die Vorstandsarbeit im Siedlerverein Wolfen-Süd. Dort ist er sehr aktiv und organisiert die Feiern zum 70. Bestehen der Siedlung mit, schreibt u. a. an einer Festbroschüre.