Bayer-Lehrlinge üben sich in Teamarbeit und in Konfliktbewältigung
 
 
Wolfen/MZ. Vorurteile führen in die Sackgasse. Diese Erkenntnis haben Mirko Wagner, Jens Meyer und Christopher Herbst, Azubis im ersten Lehrjahr bei Bayer Bitterfeld, während der Arbeit an ihrem Projekt bestätigt.
 
"Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg", "Arbeitslose haben keine Lust zum Arbeiten" - ganz typische Vorurteile, sagt Mirko, die man doch nicht gelten lassen kann, die man beleuchten und hinterfragen muss. Warum haben sie sich bei manchen so eingebürgert? Wie widerlegt man Vorurteile? Oder: Wie kann man ihnen schon vorbeugen?
 
Andere Azubis wie Robert Rietscher, Philipp Virgils und Eric Paatz haben sich damit beschäftigt, wie man - sowohl praktisch als auch im übertragenen Sinne - andere Menschen erreicht. "Brückenbau" hieß ihr Projekt. Und wieder andere wie Patrick Gutewort, Sebastian Friedrich und Patrick Buchholz hatten sich das Thema "Europa" gewählt - Entwicklung, Alltagsleben, Kultur der Gemeinschaft beleuchtet.
Sinn des insgesamt dreiwöchigen Projektes ist es, Teamarbeit zu trainieren und sich zusammen mit Azubis anderer Berufe einen Kopf zu machen. Kein einziger der 38 beteiligten Lehrlinge hätte das Geforderte allein bewältigen können. Schulung der sozialen Kompetenz, sagt die Personalchefin von Bayer Bitterfeld, Angelika Schellenberg, und Konfliktmanagement machen den Inhalt des diesjährigen Projektes aus. Seit 1999 gehört eine solche Schulung, die im Bildungszentrum Wolfen/Bitterfeld stattfindet, zur Ausbildung der Bayer-Lehrlinge. "Ganz wichtig heute im Arbeitsprozess ist die soziale Kompetenz", so Schellenberg. Über die Projekte, die teils praktischer, teils theoretischer Natur sind, lernen sich die 38 Azubis, die das Chemie-Unternehmen jedes Jahr für unterschiedliche Berufe einstellt, auch besser kennen. "Sie erfahren dabei auch: Jeder Beruf ist wichtig."
 
Und das hat wieder voll funktioniert. "Wir haben uns nicht nur einfach so kennen gelernt", meint Mirko Wagner, "es sind auch neue Freundschaften entstanden. Im normalen Ausbildungsalltag haben wir ja miteinander gar nichts zu tun - da kennt der Chemikant den Mechatroniker nicht und weiß auch nichts von seinem Beruf." Beeindruckt von den Ergebnissen und den Antworten, die die jungen Leute auf Fragen der heutigen Zeit gefunden haben, waren auch die Chefs: Olaf Richardt vom Bildungszentrum und Hans-Joachim Raubach von Bayer. "Alle haben sich intensiv beschäftigt", so Raubach. "Sie haben sich die Frage stellen müssen 'Wie gehen wir miteinander um'. Und sie haben Antworten gefunden." Das sei besonders wichtig. Denn so gehe es heute immer mehr um Themen wie Integration von Ausländern, um Gastarbeiter.
 
"Das könnte bei unserer demographischen Entwicklung auch hier, wie früher in Westdeutschland, ein Thema werden." Zunächst aber, damit überraschte Raubach die Azubis vor Weihnachten, endet für alle die Probezeit. Sie haben nun alle einen sicheren Lehrvertrag in der Tasche.