Drei Standbeine machen den Erfolg des Bildungszentrums Wolfen-Bitterfeld e. V. aus

„Unter den 28 Lehrlingen, die ein halbes Jahr vorfristig ihre Abschlusszeugnisse bekommen haben, sind auch zwei Pharmakanten“, erklärt Renate Schiffel, stellvertretende Geschäftsführerin des Bildungsträgers. Die Erstausbildung in diesem Berufsbild wird auf Wunsch von regionalen Branchen-Unternehmen seit 2010 angeboten. Vorher mussten die Azubis nach Radebeul oder Berlin, um diesen Beruf zu lernen.
 
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Sascha Lingner gehört zu den 28 Jugendlichen, die am 19. Juli, fast sieben Monate vor dem regulären Ausbildungsende, ihre Abschlusszeugnisse in Empfang nahmen.
Bereits am darauffolgenden Montag nahm Sascha Lingner an der Seite von Lehrausbilder Detlev Rothe im Bereich Mess-, Steuer- und Regeltechnik der Lehrwerkstatt seine Arbeit auf.
 
„Wir verstehen uns als Partner der hiesigen Industrie“, betont Renate Schiffel. Das sei auch der Grund dafür gewesen, die nicht unerheblichen Anstrengungen zu unternehmen, um den Ausbildungsgang gemeinsam mit den Partnern in Wirtschaft und Berufsschule zu organisieren. Und das bei gewohnt hoher Qualität der Ausbildung. Wie gut das gelungen ist, so Frau Schiffel, zeigten zum Beispiel die zwei frischgebackenen Pharmakanten. Damit bietet das Bildungszentrum, das nächstes Jahr übrigens 20. Geburtstag feiert, inzwischen 30 Ausbildungsberufe an, naturgemäß in der Region vor allem für die Chemiebranche und die dort benötigten Gewerke.
 
Die Erstausbildung in den drei modern ausgestatteten Gebäuden, in die immer wieder kräftig investiert wird, ist nur eines von drei Standbeinen, über die das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld verfügt. Wie schon im Logo des Bildungsunternehmens deutlich wird, sind es insgesamt drei: Hinzu kommen noch die berufliche Weiterbildung und, immer wichtiger, die Berufsorientierung für Schüler, in denen die 40 Mitarbeiter des Bildungsträgers aktiv sind.

„Bei letzterer begleiten wir in zwei Projekten seit sechs Jahren Schülerinnen und Schüler zwischen der 7. und 10. Klasse aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld“, berichtet Renate Schiffel. „BRAFO – Berufsorientierung Richtig Angehen Frühzeitig Orientieren“ wird von der Bundesagentur für Arbeit und dem Land Sachsen-Anhalt gefördert, „BOB – BerufsOrientierung Berufsspezifisch“ unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

„Vor dem Hintergrund der Halbierung der Schulabgängerzahl ist es einfach besonders wichtig, dass die jungen Leute genaue Vorstellungen vom ausgewählten Beruf bekommen, damit sie nicht zwei oder drei Mal von vorn anfangen müssen“, erklärt Frau Schiffel. Schließlich sei das auch nicht gut für die ausbildenden Unternehmen. Rund 600 Schüler aus den Sekundarschulen des Landkreises bekommen vom Bildungszentrum mittels Praktika, Kompetenzchecks sowie Werkstatttagen Einblicke in den Inhalt und die Praxis der Berufe.

Auch beim Thema Weiterbildung ist das zertifizierte Bildungszentrum ganz wirtschaftsnah aufgestellt. „Die berufsbegleitenden Tages- und Abendkurse sind immer an den Bedürfnissen der Unternehmen orientiert“, unterstreicht Renate Schiffel. Das gilt natürlich auch für die im Herbst 2013 startenden Weiterbildungen. [UR]
 

 
Berufsbegleitend bietet das Bildungszentrum ab Oktober 2013 folgende Weiterbildungen an:
  • Vorbereitung auf die Ausbildereignungsprüfung (IHK)
  • Vorbereitung auf die Industriemeisterprüfung (IHK) in den Fachrichtungen Chemie, Metall, Elektro
  • Vorbereitung auf die externe Prüfung (IHK) in den vom Bildungszentrum angebotenen Ausbildungsberufen, zum Beispiel Chemikant/in, Chemielaborant/in, Maschinen- und Anlagenführer/in
Vollzeit-Umschulungen mit Bildungsgutschein:
  • Chemikant/in
  • Chemielaborant/in
  • Pharmakant/in
  • Industrieelektriker/in

 
 
 
 
 
 

Kelly Gradehand - hier mit Bayer-Bitterfeld-Chef Christian Schleicher - ist die 600. Auszubildende. (BILD: thomas ruttke)

 

600. Auszubildende bei Bayer

Die neuen Lehrlinge sind da. Das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld eröffnet das Ausbildungsjahr 2013/14 mit 108 Azubis vor allem in technischen Berufen. Bei Bayer gibt es ein kleines Jubiläum.
 
Greppin/MZ. Kelly Gradehand ist noch gar nicht richtig angekommen in ihrem Ausbildungsbetrieb, da hat sie schon den besonderen Status: Die junge Frau aus Roitzsch ist die 600. Auszubildende, die die Bayer Bitterfeld GmbH bislang eingestellt hat. „Ja, das ist Glück“, meint sie und freut sich - vor allem darüber, dass es mit der Lehrstelle bei Bayer überhaupt geklappt hat. Verwunderlich ist es nicht, mit einem Zensurendurchschnitt von 1,7 stehen einer wie ihr die Türen offen.
 
Kelly Gradehand wird Pharmakantin. Das, sagt sie, sei der Beruf, den sie auch wollte. „Mich interessieren Technisches und auch Chemie. Und dann habe ich zweimal ein Praktikum in einer Tierarztpraxis gemacht. Das hat mir gefallen. Dann habe ich Pharmakant als Beruf favorisiert“, berichtet sie. Was also lag näher, als sich umgehend bei Bayer zu bewerben? Die Firma bietet diese Ausbildung zusammen mit dem Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld an. 2010 ist dieser Beruf, für den es die Azubis bislang nach Radebeul in der Nähe von Dresden verschlug, in das Repertoire des Bildungszentrums aufgenommen worden. Und das mit Erfolg. Die ersten ehemaligen Azubis sind dieses Jahr als Facharbeiter von Bayer sowie anderen pharmazeutischen Unternehmen übernommen worden. „Bayer - der Name sagt alles. Da weiß man, was man hat“, sagt Kelly. „Da kann man vielleicht noch Karriere machen.“ Wie hoch sie auf der Leiter klettern will - sie hebt die Schultern und sagt lächelnd: „Naja, erstmal den Ausbildungsabschluss machen, dann werde ich sehen, was das Leben noch so bringt.“ Am liebsten würde sie ihren Beruf hier ausüben, wo sie zu Hause ist. Aber wer weiß, vielleicht kommt noch ein ganz tolles Angebot? „Ich bin zwar abenteuerlustig. Aber, ach, ich denke, es ist kein Fehler, hier zu bleiben.“
 
Das denkt auch Bayer-Bitterfeld-Chef Christian Schleicher. „Das ist gut, Bayer ist zwar global aufgestellt, aber wir brauchen gute junge Leute in der Region, sonst haben wir keine Zukunft“, sagt er. „Wir haben sehr viele und tolle Arbeitsplätze hier. Ich glaube, wenn man was Gutes anbietet, dann hat man auch alle Möglichkeiten, Leute zu bekommen und zu halten.“ Dass der Name Bayer bei den Arbeitnehmern einen guten Klang hat, beweisen schon die Bewerberzahlen der Azubis. In den zurückliegenden 20 Jahren haben 9 700 Schulabgänger ihre Bewerbungsunterlagen zu Bayer Bitterfeld geschickt, stellt Regine Hölzel fest, die hier für Ausbildung zuständig ist. In diesem Jahr waren es knapp 300. 14 sind letztlich angenommen worden - fünf bei Bayer selbst, neun in den Partner-Betrieben des Bayer-Industrieparks. Bisher sind 533 eigene Lehrlinge und 77 Partner-Azubis ausgebildet worden. Das lässt sich das Unternehmen einiges kosten: pro Ausbildungsplatz immerhin rund 60 000 Euro.

Insgesamt 30 Berufe sind im Angebot. Einige Lehrstellen sind noch frei.

Wolfen/MZ/CKR - Wer hätte das noch vor kurzem gedacht: Der Chef des Bildungszentrums (BZ) Wolfen-Bitterfeld wirbt im Namen mehrerer Unternehmen für Azubis. "Es gibt noch freie Plätze in fast allen Berufen, die das Bildungszentrum und Unternehmen anbieten", sagte Olaf Richardt. Bis Ende Oktober können sich Schulabgänger noch bewerben.
 
Für die 108 allerdings, die ihre Unterlagen verschickt haben und angenommen worden sind, hat gestern das erste Lehrjahr am BZ Wolfen-Bitterfeld begonnen. Sie werden in den nächsten drei Jahren hinter das Geheimnis von insgesamt 17 Berufen kommen. So viele bilden das BZ und 50 Unternehmen im Lehrjahr 2013/14 im Verbund aus. Vor allem technische Berufe und solche, die mit Chemie zu tun haben, sind hier gefragt, wie zum Beispiel Chemikant, Chemielaborant, Pharmakant. Die Chemie von Anfang an zum Mittelpunkt des Ausbildungsangebotes gemacht zu haben, erweist sich für das BZ seit Jahr und Tag als Glücksfall. Das Alleinstellungsmerkmal ist ausschlaggebend dafür, dass nicht nur Unternehmen aus der Region ihre Azubis nach Bitterfeld-Wolfen schicken. Sie kommen inzwischen auch aus Wernigerode, Dessau, Gräfenhainichen, Premnitz, Bernburg.
 
Das BZ wurde vor 20 Jahren als Verein ins Leben gerufen, ein Jahr später kamen die ersten Azubis. Ihm gehören 52 Unternehmen an. Zum Beispiel die Addcon Europe GmbH, Hersteller von Futtermittelzusätzen und Enteisungsmitteln. Seit 15 Jahren lässt die Firma ihre Azubis hier ausbilden. "Wir haben jedes Jahr Lehrlinge", sagt Betriebsleiter Hans-Jürgen Stüwe, "denn wir rekrutieren unsere Belegschaft über die Auszubildenden." Abschlüsse und Lernklima stimmen - 99 Prozent der Azubis bestehen die Prüfungen im ersten Anlauf.
 
Die Bildungseinrichtung arbeitet heute mit über 80 Kooperationsbetrieben zusammen. Neu hinzugekommen sind in diesem Ausbildungsjahr unter anderem die Stadtwerke Dessau sowie der AZV Mühlgraben Gräfenhainichen. Das BZ Wolfen-Bitterfeld bietet insgesamt 30 Berufe an.