Der Feuerschutztüren-Spezialist Teckentrup ist eins von zwei neuen Mitgliedern. Der Verein wächst und umfasst aktuell 56 Mitglieder. Knapp 90 Prozent aller BZ-Absolventen finden sofort einen festen Arbeitsplatz.

Azubi Florian Borchert und sein Ausbilder Olaf Klimaschewski bei der Montage einer Türscheibe.  (BILD: andré kehrer) Wolfen/MZ. Der Verein Bildungszentrum (BZ) Wolfen-Bitterfeld wächst. Mit den beiden neuen Unternehmen, die in diesem Ausbildungsjahr hinzugekommen sind, umfasst das BZ jetzt 56 Mitglieder. Zumeist sind es Firmen aus der Region.
 
Einer der Neuen ist die Teckentrup GmbH in Großzöberitz, Hersteller vor allem von Feuerschutztüren und Toren. Schon seit sieben Jahren, sagt Fertigungsleiter Christian Haserodt, lässt das Unternehmen, das seinen Stammsitz in Verl (NRW) hat, Azubis im BZ ausbilden. „Jetzt wollen wir mit ihm im Verbund enger zusammenarbeiten. Ich denke, damit zeigen wir auch, wie wir uns in der Region engagieren und wie wichtig uns gute Ausbildung ist“, so Haserodt. „Damit sichern wir letztlich auch unseren Standort hier in Großzöberitz.“


"Wir brauchen Partner"

In dem spiegelt sich ganz klar auch die Altersstruktur der Region wider. Auch deshalb setzt Teckentrup auf Azubis. Junge und ältere, erfahrene Arbeitnehmer sollen ein schlagkräftiges Team bilden. Der Kurs, Berufsnachwuchs aus den eigenen Reihen zu bilden, hat sich auf jeden Fall bewährt. Zwischen einem und drei Lehrlinge, sagt Helmut Kretschmer, der für die Ausbildung im hiesigen Werk zuständig ist, stellt die Firma im Jahr ein. „Unsere grundsätzliche Absicht ist es, sie letztlich auch zu übernehmen.“ Und mit den allermeisten haut das auch hin. 80 Prozent aller Azubis, sagt er, sind fest eingestellt worden. „Das sind gut und gern 25, die einen Job bei uns haben und auch noch da sind.“
 
Denn eine gute und fundierte Ausbildung, ein sicherer Arbeitsplatz und eine interessante Aufgabe - das sieht Kretschmer nicht zuletzt als starkes Argument im Kampf gegen die Abwanderung. In diesem Jahr hat Teckentrup daher auch das Ausbildungsspektrum erweitert. Wurden im Verbund mit dem BZ bislang nur Fertigungs-, Instandhaltungs- und Konstruktionsmechaniker ausgebildet, sind jetzt Lagerlogistiker, Betriebselektriker und Kaufleute hinzugekommen.
 
Hier schließt sich der Kreis, erklärt der Ausbilder: „Wir selbst können nicht alle Arbeitsschritte im Unternehmen ausführen, deshalb brauchen wir Partner wie das Bildungszentrum.“ Und dass hier Qualität geboten wird, hat sich in der Wirtschaft längst rumgesprochen. Knapp 90 Prozent aller BZ-Absolventen finden sofort einen festen Arbeitsplatz.


Erste Freisprechung 1995

In diesem Jahr zum Beispiel, in dem die Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau über 30 mal den Titel „Bester Azubi“ vergeben hat, waren vier darunter, die einen Teil ihrer Ausbildung hier absolviert haben.
 
Das BZ Wolfen-Bitterfeld, das vor 20 Jahren ins Leben gerufen wurde, arbeitet mit über 100 Kooperationspartnern zusammen. Rund 400 Lehrlinge werden in der Einrichtung derzeit in über 300 Berufen ausgebildet - der Schwerpunkt dabei liegt auf solchen Berufen, die mit Chemie zu tun haben. „Wir freuen uns, dass auch Unternehmen aus dem Metallbereich zu uns kommen“, sagt Renate Schiffel, stellvertretende Leiterin des Bildungszentrums.
 
Geschäftsführer Olaf Richardt ist stolz auf die Entwicklung, die es genommen hat: „Die erste Freisprechung unserer Azubis war 1995, da reichte unser kleiner Konferenzraum. Jetzt brauchen wir das Kulturhaus.“ Auch im nächsten Jahr werden wieder Azubis von Teckentrup dort stehen. Fünf Lehrstellen hat die Firma dieses Jahr ausgeschrieben. „Und wir wollen weiter so machen“, sagt Haserodt.
 

 
23 Prozent der Jugendlichen erhielten vorzeitig ihr Jungfacharbeiter-Zeugnis
 
Eine starke Leistung: Von den 124 Azubis, die am 4. August 2010 ihre Ausbildung im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld begonnen hatten, konnten 28 Jugendliche am 19. Juli, fast sieben Monate früher als das reguläre Ausbildungsende, ihre Abschlusszeugnisse bereits in Empfang nehmen. Zur Übergabe der Zeugnisse gratulierten den Jungfacharbeitern nicht nur die Ausbilder und Angehörigen, sondern auch die Geschäftsführer der Ausbildungsfirmen, die einige von ihnen zugleich als neue Mitarbeiter willkommen hießen. Einer von ihnen ist Sascha Lingner. Der 25-Jährige lernte bei Dow Wolff Cellulosics Elektroniker für Automatisierungstechnik und schloss die Lehre mit Bestnoten ab. Da eine Übernahme im Ausbildungsbetrieb nicht möglich war, bot ihm das Bildungszentrum einen Arbeitsvertrag als technischer Mitarbeiter/Lehrausbilder an. „Sascha Lingner besitzt eine hohe Fachkompetenz und gute Umgangsformen. Im Bildungszentrum brauchen wir in den nächsten Jahren Nachwuchs im Bereich Mess-, Steuer- und Regeltechnik. Daher haben wir ihm diese Stelle angeboten“, berichtete Steffen Rusetzki, stellvertretender Geschäftsführer des Bildungszentrums. Nach kurzem Abwägen der Vor- und Nachteile, unterschrieb Sascha Lingner den Arbeitsvertrag. Für den Job sprach vor allem, dass ihm die Arbeitskollegen und Aufgaben schon durch die Ausbildung vertraut waren. In seiner Einarbeitungszeit hat ihn nun Lehrausbilder Detlev Rothe unter seine Fittiche genommen. Der erfahrene Ausbilder aus Querfurt wird in den nächsten vier Jahren bis zu seinem Ruhestand noch viele praktische Erfahrungen und Tipps an Sascha Lingner weitergeben. Auch wenn die Lehrzeit für Sascha Lingner beendet ist, die Schulbank wird er auch in den nächsten Jahren weiterhin drücken: zunächst muss er seinen Ausbildernachweis erwerben und später ein Meisterstudium anschließen.

Stephan Dumke hat seine Ausbildung beendet und wird ab Oktober ein Studium beginnen.

 
Miltitz Aromatics setzt sich besonders für die Ausbildung Jugendlicher ein und hat im vergangenen Jahr von der IHK Halle-Dessau die Auszeichnung Top-Ausbildungsbetrieb erhalten.

„Es ist ein größeres Problem motivierte Azubis zu bekommen als hochqualifizierte Fachkräfte“, sagt Geschäftsführer Dr. Stefan Müller und belegt die Aussage auch sogleich: „Auf unsere europaweite Stellenausschreibung haben sich 230 promovierte Chemiker gemeldet. Doch bei der Besetzung der Ausbildungsplätze melden sich nur wenige Jugendliche und oft genügen die Bewerber leider nicht den Anforderungen.“
 
Seit dem Jahr 1993 bildet Miltitz Aromatics kontinuierlich Lehrlinge aus. Im Durchschnitt werden zwei Ausbildungsstellen pro Jahr im Verbund mit dem Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld ausgeschrieben. Diese Zusammenarbeit hat sich bewährt, so dass auch in Zukunft das Ziel besteht, weiterhin den Nachwuchs selbst auszubilden. Aktuell erlernen sechs Lehrlinge die Berufe Chemikant, Chemielaborant und Industriekaufmann in unterschiedlichen Jahrgängen. „Mit unserer Meisterin Claudia Fortuna haben wir eine sehr engagierte Ausbilderin, die sich für die Azubis im Unternehmen einsetzt. Aber sie redet auch Klartext mit den Jugendlichen, wenn Fehler gemacht werden oder jemand krankfeiert“, weiß der Geschäftsführer.
 
Wer gute Leistungen aufweist, hat gute Chancen von Miltitz Aromatics gefördert zu werden. So zum Beispiel Stephan Dumke. Er hat im Januar seine Ausbildung zum Industriekaufmann beendet und arbeitet seitdem als kaufmännischer Angestellter im Unternehmen. Er schätzt besonders das Betriebsklima bei Miltitz Aromatics. „Bereits als Azubi hatte ich Kundenkontakte, bearbeitete Bestellungen und Rechnungen“, erklärt der 23-Jährige und wurde von Beginn an praxisnah in alle Geschäftsprozesse im kaufmännischen Bereich einbezogen. Ab Oktober wird er ein englischsprachiges BWL-Studium an der MLU in Halle aufnehmen. Zur finanziellen Unterstützung hat das Chemieunternehmen Stephan Dumke ein Studiendarlehn mit Flexibilität für beide Seiten angeboten. „Da wir daran interessiert sind, dass Herr Dumke nach dem Studium ins Unternehmen zurückkehrt, haben wir bereits mit ihm seine Entwicklungschancen im Unternehmen besprochen“, sagt Geschäftsführer Stefan Müller.