Auszubildende werden am Freitagnachmittag im Kulturhaus Wolfen freigesprochen. Sie haben acht verschiedene Berufe im naturwissenschaftlich-technischen Bereich gelernt.
 
Wolfen/MZ. Am Freitagnachmittag werden im Kulturhaus Wolfen die Prüfungsergebnisse von 64 Auszubildenden, 3 Umschülern und einem vorzeitigen Auslerner bekannt gegeben. Sie haben acht verschiedene Berufe im naturwissenschaftlich-technischen Bereich gelernt. Mit dabei sind auch frisch gebackene Pharmakanten. Sie stellen an automatisierten Maschinen und Anlagen Arzneimittel industriell her und verpacken diese.

 
Der Feuerschutztüren-Spezialist Teckentrup ist eins von zwei neuen Mitgliedern. Der Verein wächst und umfasst aktuell 56 Mitglieder. Knapp 90 Prozent aller BZ-Absolventen finden sofort einen festen Arbeitsplatz.

Azubi Florian Borchert und sein Ausbilder Olaf Klimaschewski bei der Montage einer Türscheibe.  (BILD: andré kehrer) Wolfen/MZ. Der Verein Bildungszentrum (BZ) Wolfen-Bitterfeld wächst. Mit den beiden neuen Unternehmen, die in diesem Ausbildungsjahr hinzugekommen sind, umfasst das BZ jetzt 56 Mitglieder. Zumeist sind es Firmen aus der Region.
 
Einer der Neuen ist die Teckentrup GmbH in Großzöberitz, Hersteller vor allem von Feuerschutztüren und Toren. Schon seit sieben Jahren, sagt Fertigungsleiter Christian Haserodt, lässt das Unternehmen, das seinen Stammsitz in Verl (NRW) hat, Azubis im BZ ausbilden. „Jetzt wollen wir mit ihm im Verbund enger zusammenarbeiten. Ich denke, damit zeigen wir auch, wie wir uns in der Region engagieren und wie wichtig uns gute Ausbildung ist“, so Haserodt. „Damit sichern wir letztlich auch unseren Standort hier in Großzöberitz.“


"Wir brauchen Partner"

In dem spiegelt sich ganz klar auch die Altersstruktur der Region wider. Auch deshalb setzt Teckentrup auf Azubis. Junge und ältere, erfahrene Arbeitnehmer sollen ein schlagkräftiges Team bilden. Der Kurs, Berufsnachwuchs aus den eigenen Reihen zu bilden, hat sich auf jeden Fall bewährt. Zwischen einem und drei Lehrlinge, sagt Helmut Kretschmer, der für die Ausbildung im hiesigen Werk zuständig ist, stellt die Firma im Jahr ein. „Unsere grundsätzliche Absicht ist es, sie letztlich auch zu übernehmen.“ Und mit den allermeisten haut das auch hin. 80 Prozent aller Azubis, sagt er, sind fest eingestellt worden. „Das sind gut und gern 25, die einen Job bei uns haben und auch noch da sind.“
 
Denn eine gute und fundierte Ausbildung, ein sicherer Arbeitsplatz und eine interessante Aufgabe - das sieht Kretschmer nicht zuletzt als starkes Argument im Kampf gegen die Abwanderung. In diesem Jahr hat Teckentrup daher auch das Ausbildungsspektrum erweitert. Wurden im Verbund mit dem BZ bislang nur Fertigungs-, Instandhaltungs- und Konstruktionsmechaniker ausgebildet, sind jetzt Lagerlogistiker, Betriebselektriker und Kaufleute hinzugekommen.
 
Hier schließt sich der Kreis, erklärt der Ausbilder: „Wir selbst können nicht alle Arbeitsschritte im Unternehmen ausführen, deshalb brauchen wir Partner wie das Bildungszentrum.“ Und dass hier Qualität geboten wird, hat sich in der Wirtschaft längst rumgesprochen. Knapp 90 Prozent aller BZ-Absolventen finden sofort einen festen Arbeitsplatz.


Erste Freisprechung 1995

In diesem Jahr zum Beispiel, in dem die Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau über 30 mal den Titel „Bester Azubi“ vergeben hat, waren vier darunter, die einen Teil ihrer Ausbildung hier absolviert haben.
 
Das BZ Wolfen-Bitterfeld, das vor 20 Jahren ins Leben gerufen wurde, arbeitet mit über 100 Kooperationspartnern zusammen. Rund 400 Lehrlinge werden in der Einrichtung derzeit in über 300 Berufen ausgebildet - der Schwerpunkt dabei liegt auf solchen Berufen, die mit Chemie zu tun haben. „Wir freuen uns, dass auch Unternehmen aus dem Metallbereich zu uns kommen“, sagt Renate Schiffel, stellvertretende Leiterin des Bildungszentrums.
 
Geschäftsführer Olaf Richardt ist stolz auf die Entwicklung, die es genommen hat: „Die erste Freisprechung unserer Azubis war 1995, da reichte unser kleiner Konferenzraum. Jetzt brauchen wir das Kulturhaus.“ Auch im nächsten Jahr werden wieder Azubis von Teckentrup dort stehen. Fünf Lehrstellen hat die Firma dieses Jahr ausgeschrieben. „Und wir wollen weiter so machen“, sagt Haserodt.
 

 
23 Prozent der Jugendlichen erhielten vorzeitig ihr Jungfacharbeiter-Zeugnis
 
Eine starke Leistung: Von den 124 Azubis, die am 4. August 2010 ihre Ausbildung im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld begonnen hatten, konnten 28 Jugendliche am 19. Juli, fast sieben Monate früher als das reguläre Ausbildungsende, ihre Abschlusszeugnisse bereits in Empfang nehmen. Zur Übergabe der Zeugnisse gratulierten den Jungfacharbeitern nicht nur die Ausbilder und Angehörigen, sondern auch die Geschäftsführer der Ausbildungsfirmen, die einige von ihnen zugleich als neue Mitarbeiter willkommen hießen. Einer von ihnen ist Sascha Lingner. Der 25-Jährige lernte bei Dow Wolff Cellulosics Elektroniker für Automatisierungstechnik und schloss die Lehre mit Bestnoten ab. Da eine Übernahme im Ausbildungsbetrieb nicht möglich war, bot ihm das Bildungszentrum einen Arbeitsvertrag als technischer Mitarbeiter/Lehrausbilder an. „Sascha Lingner besitzt eine hohe Fachkompetenz und gute Umgangsformen. Im Bildungszentrum brauchen wir in den nächsten Jahren Nachwuchs im Bereich Mess-, Steuer- und Regeltechnik. Daher haben wir ihm diese Stelle angeboten“, berichtete Steffen Rusetzki, stellvertretender Geschäftsführer des Bildungszentrums. Nach kurzem Abwägen der Vor- und Nachteile, unterschrieb Sascha Lingner den Arbeitsvertrag. Für den Job sprach vor allem, dass ihm die Arbeitskollegen und Aufgaben schon durch die Ausbildung vertraut waren. In seiner Einarbeitungszeit hat ihn nun Lehrausbilder Detlev Rothe unter seine Fittiche genommen. Der erfahrene Ausbilder aus Querfurt wird in den nächsten vier Jahren bis zu seinem Ruhestand noch viele praktische Erfahrungen und Tipps an Sascha Lingner weitergeben. Auch wenn die Lehrzeit für Sascha Lingner beendet ist, die Schulbank wird er auch in den nächsten Jahren weiterhin drücken: zunächst muss er seinen Ausbildernachweis erwerben und später ein Meisterstudium anschließen.

Stephan Dumke hat seine Ausbildung beendet und wird ab Oktober ein Studium beginnen.

 
Miltitz Aromatics setzt sich besonders für die Ausbildung Jugendlicher ein und hat im vergangenen Jahr von der IHK Halle-Dessau die Auszeichnung Top-Ausbildungsbetrieb erhalten.

„Es ist ein größeres Problem motivierte Azubis zu bekommen als hochqualifizierte Fachkräfte“, sagt Geschäftsführer Dr. Stefan Müller und belegt die Aussage auch sogleich: „Auf unsere europaweite Stellenausschreibung haben sich 230 promovierte Chemiker gemeldet. Doch bei der Besetzung der Ausbildungsplätze melden sich nur wenige Jugendliche und oft genügen die Bewerber leider nicht den Anforderungen.“
 
Seit dem Jahr 1993 bildet Miltitz Aromatics kontinuierlich Lehrlinge aus. Im Durchschnitt werden zwei Ausbildungsstellen pro Jahr im Verbund mit dem Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld ausgeschrieben. Diese Zusammenarbeit hat sich bewährt, so dass auch in Zukunft das Ziel besteht, weiterhin den Nachwuchs selbst auszubilden. Aktuell erlernen sechs Lehrlinge die Berufe Chemikant, Chemielaborant und Industriekaufmann in unterschiedlichen Jahrgängen. „Mit unserer Meisterin Claudia Fortuna haben wir eine sehr engagierte Ausbilderin, die sich für die Azubis im Unternehmen einsetzt. Aber sie redet auch Klartext mit den Jugendlichen, wenn Fehler gemacht werden oder jemand krankfeiert“, weiß der Geschäftsführer.
 
Wer gute Leistungen aufweist, hat gute Chancen von Miltitz Aromatics gefördert zu werden. So zum Beispiel Stephan Dumke. Er hat im Januar seine Ausbildung zum Industriekaufmann beendet und arbeitet seitdem als kaufmännischer Angestellter im Unternehmen. Er schätzt besonders das Betriebsklima bei Miltitz Aromatics. „Bereits als Azubi hatte ich Kundenkontakte, bearbeitete Bestellungen und Rechnungen“, erklärt der 23-Jährige und wurde von Beginn an praxisnah in alle Geschäftsprozesse im kaufmännischen Bereich einbezogen. Ab Oktober wird er ein englischsprachiges BWL-Studium an der MLU in Halle aufnehmen. Zur finanziellen Unterstützung hat das Chemieunternehmen Stephan Dumke ein Studiendarlehn mit Flexibilität für beide Seiten angeboten. „Da wir daran interessiert sind, dass Herr Dumke nach dem Studium ins Unternehmen zurückkehrt, haben wir bereits mit ihm seine Entwicklungschancen im Unternehmen besprochen“, sagt Geschäftsführer Stefan Müller.

Drei Standbeine machen den Erfolg des Bildungszentrums Wolfen-Bitterfeld e. V. aus

„Unter den 28 Lehrlingen, die ein halbes Jahr vorfristig ihre Abschlusszeugnisse bekommen haben, sind auch zwei Pharmakanten“, erklärt Renate Schiffel, stellvertretende Geschäftsführerin des Bildungsträgers. Die Erstausbildung in diesem Berufsbild wird auf Wunsch von regionalen Branchen-Unternehmen seit 2010 angeboten. Vorher mussten die Azubis nach Radebeul oder Berlin, um diesen Beruf zu lernen.
 
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Sascha Lingner gehört zu den 28 Jugendlichen, die am 19. Juli, fast sieben Monate vor dem regulären Ausbildungsende, ihre Abschlusszeugnisse in Empfang nahmen.
Bereits am darauffolgenden Montag nahm Sascha Lingner an der Seite von Lehrausbilder Detlev Rothe im Bereich Mess-, Steuer- und Regeltechnik der Lehrwerkstatt seine Arbeit auf.
 
„Wir verstehen uns als Partner der hiesigen Industrie“, betont Renate Schiffel. Das sei auch der Grund dafür gewesen, die nicht unerheblichen Anstrengungen zu unternehmen, um den Ausbildungsgang gemeinsam mit den Partnern in Wirtschaft und Berufsschule zu organisieren. Und das bei gewohnt hoher Qualität der Ausbildung. Wie gut das gelungen ist, so Frau Schiffel, zeigten zum Beispiel die zwei frischgebackenen Pharmakanten. Damit bietet das Bildungszentrum, das nächstes Jahr übrigens 20. Geburtstag feiert, inzwischen 30 Ausbildungsberufe an, naturgemäß in der Region vor allem für die Chemiebranche und die dort benötigten Gewerke.
 
Die Erstausbildung in den drei modern ausgestatteten Gebäuden, in die immer wieder kräftig investiert wird, ist nur eines von drei Standbeinen, über die das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld verfügt. Wie schon im Logo des Bildungsunternehmens deutlich wird, sind es insgesamt drei: Hinzu kommen noch die berufliche Weiterbildung und, immer wichtiger, die Berufsorientierung für Schüler, in denen die 40 Mitarbeiter des Bildungsträgers aktiv sind.

„Bei letzterer begleiten wir in zwei Projekten seit sechs Jahren Schülerinnen und Schüler zwischen der 7. und 10. Klasse aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld“, berichtet Renate Schiffel. „BRAFO – Berufsorientierung Richtig Angehen Frühzeitig Orientieren“ wird von der Bundesagentur für Arbeit und dem Land Sachsen-Anhalt gefördert, „BOB – BerufsOrientierung Berufsspezifisch“ unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

„Vor dem Hintergrund der Halbierung der Schulabgängerzahl ist es einfach besonders wichtig, dass die jungen Leute genaue Vorstellungen vom ausgewählten Beruf bekommen, damit sie nicht zwei oder drei Mal von vorn anfangen müssen“, erklärt Frau Schiffel. Schließlich sei das auch nicht gut für die ausbildenden Unternehmen. Rund 600 Schüler aus den Sekundarschulen des Landkreises bekommen vom Bildungszentrum mittels Praktika, Kompetenzchecks sowie Werkstatttagen Einblicke in den Inhalt und die Praxis der Berufe.

Auch beim Thema Weiterbildung ist das zertifizierte Bildungszentrum ganz wirtschaftsnah aufgestellt. „Die berufsbegleitenden Tages- und Abendkurse sind immer an den Bedürfnissen der Unternehmen orientiert“, unterstreicht Renate Schiffel. Das gilt natürlich auch für die im Herbst 2013 startenden Weiterbildungen. [UR]
 

 
Berufsbegleitend bietet das Bildungszentrum ab Oktober 2013 folgende Weiterbildungen an:
  • Vorbereitung auf die Ausbildereignungsprüfung (IHK)
  • Vorbereitung auf die Industriemeisterprüfung (IHK) in den Fachrichtungen Chemie, Metall, Elektro
  • Vorbereitung auf die externe Prüfung (IHK) in den vom Bildungszentrum angebotenen Ausbildungsberufen, zum Beispiel Chemikant/in, Chemielaborant/in, Maschinen- und Anlagenführer/in
Vollzeit-Umschulungen mit Bildungsgutschein:
  • Chemikant/in
  • Chemielaborant/in
  • Pharmakant/in
  • Industrieelektriker/in

 
 
 
 
 
 

 
Im Jubiläumsjahr starten 108 Jugendliche ihre Ausbildung in 17 Berufen
 
Die Chemie hat in Bitterfeld-Wolfen eine lange Tradition. In diesem Jahr heißt es „120 Jahre Chemie in Bitterfeld“. Im Oktober 1893 war mit der Ankündigung der Elektrochemischen Werke GmbH zu Berlin, auf dem Gebiet der Stadt Bitterfeld eine chemische Fabrik mit elektrischem Betrieb zur Herstellung von Ätznatron und Chlorkalk zu errichten, der Grundstein für die Industrialisierung einer ganzen Region gelegt worden.
 
Nicht nur dieses Jubiläum macht das Ausbildungsjahr 2013/14 für das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld zu etwas ganz Besonderem. Der Bildungsträger selbst hat Grund zum Feiern. 1993 hatte sich der Verein „Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld e.V.“ gegründet. Wenn auch mit der Ausbildung erst 9 Monate später begonnen wurde, war die Vereinsgründung Voraussetzung für eine moderne, zukunftsweisende Ausbildung in der Chemie- und Industrieregion Bitterfeld-Wolfen.
 
An beide Ereignisse, die die Auszubildenden, Lehrkräfte, Geschäftsführung und den Verein noch ein ganzes Jahr lang begleiten werden, erinnerte Olaf Richardt während der feierlichen Eröffnung des Ausbildungsjahres 2013/14. Besonders herzlich begrüßte er 108 Jugendliche, die im Verbund mit dem Bildungszentrum von insgesamt 50 Unternehmen ausgebildet werden. Die Firmen stellten Ausbildungsplätze in 17 Berufen zur Verfügung.
 
Trotz demographischer Entwicklung und des Rückgangs geeigneter Bewerber/-innen ist es dem Bildungszentrum in engem Kontakt zu den Ausbildungsbetrieben gelungen, Jugendliche für eine Ausbildung in naturwissenschaftlich-technischen Berufen zu begeistern. „Dies ist ein Ergebnis unserer kontinuierlichen und intensiven Bemühungen in der Berufsorientierung. Projekte wie Brafo und BOB zeigen ihre Wirkung “, betonte Olaf Richardt, Geschäftsführer des Bildungszentrums.
 
Dass das Interesse junger Frauen an technischen Berufen spürbar wächst, ist für den Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld e. V. ebenfalls ein Beweis für die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges. „Durch erste praktische Erfahrungen, die Schülerinnen und Schüler während der Berufsorientierung in verschiedenen Berufsfeldern machen, werden Vorbehalte abgebaut und Interessen jenseits jeglicher Klischees geweckt“, ist sich Olaf Richardt sicher. So befinden sich unter den Auszubildenden 32 junge Frauen. Sie werden Chemikantinnen, Pharmakantinnen, Elektronikerin, Mechatronikerin, Maschinen- und Anlagenführerin, Verfahrensmechanikerin und Fachlageristin. Andererseits erobern mehr junge Männer den Beruf des Chemielaboranten, eine bislang eher weiblich besetzten Domäne.

Kelly Gradehand - hier mit Bayer-Bitterfeld-Chef Christian Schleicher - ist die 600. Auszubildende. (BILD: thomas ruttke)

 

600. Auszubildende bei Bayer

Die neuen Lehrlinge sind da. Das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld eröffnet das Ausbildungsjahr 2013/14 mit 108 Azubis vor allem in technischen Berufen. Bei Bayer gibt es ein kleines Jubiläum.
 
Greppin/MZ. Kelly Gradehand ist noch gar nicht richtig angekommen in ihrem Ausbildungsbetrieb, da hat sie schon den besonderen Status: Die junge Frau aus Roitzsch ist die 600. Auszubildende, die die Bayer Bitterfeld GmbH bislang eingestellt hat. „Ja, das ist Glück“, meint sie und freut sich - vor allem darüber, dass es mit der Lehrstelle bei Bayer überhaupt geklappt hat. Verwunderlich ist es nicht, mit einem Zensurendurchschnitt von 1,7 stehen einer wie ihr die Türen offen.
 
Kelly Gradehand wird Pharmakantin. Das, sagt sie, sei der Beruf, den sie auch wollte. „Mich interessieren Technisches und auch Chemie. Und dann habe ich zweimal ein Praktikum in einer Tierarztpraxis gemacht. Das hat mir gefallen. Dann habe ich Pharmakant als Beruf favorisiert“, berichtet sie. Was also lag näher, als sich umgehend bei Bayer zu bewerben? Die Firma bietet diese Ausbildung zusammen mit dem Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld an. 2010 ist dieser Beruf, für den es die Azubis bislang nach Radebeul in der Nähe von Dresden verschlug, in das Repertoire des Bildungszentrums aufgenommen worden. Und das mit Erfolg. Die ersten ehemaligen Azubis sind dieses Jahr als Facharbeiter von Bayer sowie anderen pharmazeutischen Unternehmen übernommen worden. „Bayer - der Name sagt alles. Da weiß man, was man hat“, sagt Kelly. „Da kann man vielleicht noch Karriere machen.“ Wie hoch sie auf der Leiter klettern will - sie hebt die Schultern und sagt lächelnd: „Naja, erstmal den Ausbildungsabschluss machen, dann werde ich sehen, was das Leben noch so bringt.“ Am liebsten würde sie ihren Beruf hier ausüben, wo sie zu Hause ist. Aber wer weiß, vielleicht kommt noch ein ganz tolles Angebot? „Ich bin zwar abenteuerlustig. Aber, ach, ich denke, es ist kein Fehler, hier zu bleiben.“
 
Das denkt auch Bayer-Bitterfeld-Chef Christian Schleicher. „Das ist gut, Bayer ist zwar global aufgestellt, aber wir brauchen gute junge Leute in der Region, sonst haben wir keine Zukunft“, sagt er. „Wir haben sehr viele und tolle Arbeitsplätze hier. Ich glaube, wenn man was Gutes anbietet, dann hat man auch alle Möglichkeiten, Leute zu bekommen und zu halten.“ Dass der Name Bayer bei den Arbeitnehmern einen guten Klang hat, beweisen schon die Bewerberzahlen der Azubis. In den zurückliegenden 20 Jahren haben 9 700 Schulabgänger ihre Bewerbungsunterlagen zu Bayer Bitterfeld geschickt, stellt Regine Hölzel fest, die hier für Ausbildung zuständig ist. In diesem Jahr waren es knapp 300. 14 sind letztlich angenommen worden - fünf bei Bayer selbst, neun in den Partner-Betrieben des Bayer-Industrieparks. Bisher sind 533 eigene Lehrlinge und 77 Partner-Azubis ausgebildet worden. Das lässt sich das Unternehmen einiges kosten: pro Ausbildungsplatz immerhin rund 60 000 Euro.