AUSZEICHNUNG Verdienstorden der Bundesrepublik für das Ehrenamt erhält Ingrid Weinhold, Geschäftsführende Gesellschafterin der Maba Spezialmaschinen Wolfen.

WOLFEN/MZ - Der erste Brief, den Ingrid Weinhold an dem denkwürdigen Tag geöffnet hat, verhieß ihr einen Gewinn von einer Million Euro. Der zweite den Verdienstorden der Bundesrepublik. „Ich dachte: ,Wollen die dich alle veralbern?’“, meint sie und lacht. „Dann hab ich noch mal hingeguckt und da stand tatsächlich: Weinhold, Verdienstorden, Bundespräsident.“ Das, gibt sie zu, haut selbst sie noch aus den Socken.

Sie, die gestandene Unternehmerin, die in 25 Jahren nun wirklich so manches erlebt hat. Und schon die Ernennung zur europäischen Botschafterin für Unternehmensgründung vor fünf Jahren, die ist für sie „so was wie ein kleiner Ritterschlag“ gewesen, verrät sie. Nun das. „Mein Gott“, sagt sie. Und das klingt heute nicht mehr ungläubig, das klingt eher so, wie man Ingrid Weinhold kennt: neugierig, auf die Dinge zugehend und auf gar keinen Fall scheu.

 

„Die Verantwortung ist riesig, aber auch die Chancen, die man hat.“
Ingrid Weinhold, Unternehmerin

 

Am 5. Dezember erhält die Frau aus Thalheim, Chefin der Wolfener Maba Spezialmaschinen GmbH, diese Auszeichnung. Für ihr ehrenamtliches Engagement. Diesen Orden bekommen 2016 gerade mal 24 Bürger zwischen Helgoland und Alpenrand.

  Ingrid Weinhold bekommt den Bundesverdienstorden. FOTO: T. RUTTKE
   
 
Ehrenamt
In vielen Gremien
Ingrid Weinhold (58) hat Wirtschaftskaufmann
gelernt, Betriebswirtschaft/Ingenieurökonomie
studiert. 1992 wird sie Geschäftsführerin und Gesellschafterin der Maba Spezialmaschinen.
Seit 2001 ist sie deren alleinige geschäftsführende
Gesellschafterin.
Im Ehrenamt ist sie u. a. Vizepräsidentin der IHK Halle-Dessau, Vorstandsmitglied im Verband des
Deutschen Maschinen- und Anlagenbau Ost, im Förderbeirat Sachsen-Anhalt, im Kompetenz-netzwerk für angewandte Technologien aller Hoch- und Fachschulen des Landes und in weiteren Gremien. Und sie ist ehrenamtliche Richterin
am Finanzgericht Dessau.

Ehrenamt - ist das nicht das, wovor viele Leute zurückschrecken, weil es viel Zeit für kein Geld verlangt?

Zu Ingrid Weinholds Leben gehört es seit Jahren dazu. Ihr geht es vor allem um die Förderung der Wirtschaft (s. „Ehrenamt“). Und da treffen sich Interessen - je mehr und besser die Unternehmerin mit Gremien, Verbänden, Interessengemeinschaften, Personen vernetzt ist, umso größere Chancen ergeben sich auch für die Wirtschaft hier vor Ort. Ja, auch für die eigene Firma. Und nicht zu vergessen: All die Kontakte und Gespräche sind für sie sprudelnder Quell des Wissens.

Ingrid Weinhold liebt die Gespräche mit jungen Leuten. Vor allem Frauen will sie Lust machen auf ein eigenes Unternehmen. „Weil sie das Potenzial dazu haben“, sagt die Diplomingenieurin. „Aber viele meinen leider, technische Berufe seien nichts für sie. Doch, sind sie. Deshalb versuche ich, wo Frauen in technischer Ausbildung sind, Physik oder Chemie studieren oder Ingenieurwesen, dass sie das für ihre Selbstständigkeit nutzen.“ Die Bedingungen heute, die Förderungen und Beratungen - all diese Möglichkeiten und Chancen, sagt sie. Als Mitglied im Förderbeirat des Landes weiß sie, wovon sie spricht. Und als Unternehmerin, ist sie überzeugt, kann sie das Für und Wider gut vermitteln. „Es ist schwer, Unternehmer zu sein, ja, aber es gibt Freiräume, man kann sich die Arbeit einteilen. Und es lässt sich mit Familie vereinbaren.“ Sie selbst tut es ja seit 25 Jahren. Dafür ist sie unterwegs, bringt Leute zusammen und ihre eigenen Erfahrungen ins Spiel.

34 Jahre alt war sie, als sie ihr berufliches Schicksal in die eigene Hand nahm. „Ich habe so viele Fehler gemacht, weil ich so vieles nicht wusste. Das ist ja heute nicht mehr so, man muss nicht so anfangen wie ich damals. Ich will Mut machen. Die Verantwortung ist riesig, aber auch die Chancen, die man hat.“ Sie kennt die Erfolge, das Glück, die Anerkennung. Sie weiß aber auch, wie es ist, wenn sich die Hölle auftut wie mit der Solarkrise. Und, ja, was es bedeutet, die Stirn zu bieten, zu kämpfen.

Damit sie Job und Ehrenämter unter einen Hut kriegt, sagt sie, brauche sie eine ruhige, stabile Familie und ein gutes, zuverlässiges Team um sich. „Das habe ich beides. Sonst würde es nicht funktionieren. Stark ist man nur, weiß ich, wenn man gemeinsam Entscheidungen bespricht - hier wie da. Ich mache nichts nur von mir aus.“

Zeit für sich, das hat sie im Laufe der Jahre gelernt, nimmt sie sich. Dazu gehören Schwimmen und Sport im Fitnessstudio, Motorrad fahren. Und inzwischen ist es fast Gesetz geworden: Freitags fängt die Familie an. Das kommende Wochenende allerdings geht länger. Denn nach Berlin, zur Ordensverleihung im Schloss Bellevue, da dürfen Ehemann, Tochter und Schwiegersohn mit.

 


Mitteldeutsche Zeitung, 30.11.2016