AUSBILDUNG Die ersten Azubis des laufenden Ausbildungsjahres werden im Bildungszentrum freigesprochen. Darunter sind auch mehrere Umschüler.

WOLFEN/MZ - Die Blumen von ihrem Chef sind für Kathleen Thäle ein schönes Symbol: dafür, dass sie ihre Facharbeiterprüfung als Chemikantin bestanden hat und dafür, dass sie sofort ihren Job beim Fußbodenhersteller Debolon in Dessau antreten kann. Die Umschulung also ist für sie komplett gelungen. "Ich bin echt glücklich", sagt sie. Und das ist ihr sogar anzusehen.

Die ersten Azubis des laufenden Ausbildungsjahres im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld haben es geschafft. Sie sind nun Facharbeiter. Foto: André KehrerKathleen Thäle ist eine von insgesamt 59 jungen Leuten, die in diesen Tagen am Bildungszentrum (BZ) Wolfen-Bitterfeld freigesprochen werden. Nach dreieinhalb Jahren haben sie ihren von der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau bestätigten Abschluss in der Tasche und können in die Berufswelt starten. Dort ist Sarah Brückner schon längst angekommen. Seit gut sechs Jahren arbeitet sie beim Pharma-Unternehmen Mibe in Brehna. Ungelernt bis dato. Das sollte sich ändern, hatten sie und die Leiterin ihres Arbeitsbereiches beschlossen. Das Angebot des Bildungszentrums, sagt Sylvia Noll, Leiterin des Gebietes Entwicklung Mikrobiologie bei Mibe, habe da super gepasst. So hat das Unternehmen der jungen Frau ermöglicht, eine externe Lehre zu machen. Ein Tag in der Woche gehörte fortan der Ausbildung im BZ. In der Hälfte der Zeit hat die junge Brehnaerin diese nun abgeschlossen. "Das Unternehmen ist daran interessiert, dass die Mitarbeiter gut ausgebildet sind", sagt Sylvia Noll. "Deshalb hat es auch dieses Modell ermöglicht."
 
"Als Mittelständler könnten wir das gar nicht leisten."
Steffen Bornemann, Folienwerk Wolfen

Mibe, selbst Partner des BZ, nutzt wie viele andere Firmen zwischen Sachsen und Brandenburg die Chancen, die der Ausbilder in Bitterfeld-Wolfen bietet. "Als Mittelständler könnten wir so eine umfassende Ausbildung gar nicht leisten, wir sind ein reiner Produktionsbetrieb", macht Steffen Bornemann vom Bereich Forschung und Entwicklung des Folienwerkes Wolfen deutlich. Die ersten Facharbeiter hat er eben beglückwünscht. Einer von den beiden hat in der Firma schon eine berufliche Zukunft.

Ausgebildet werden im BZ Lehrlinge und Umschüler in 25 Berufen aus den Bereichen Metall, Elektro, Chemie sowie im kaufmännischen Bereich. Berufe wie Pharmakant, Mechatroniker oder Ver- und Entsorger zum Beispiel sind in den vergangenen Jahren neu hinzugekommen. Mit der Chemie-Ausbildung punktet das BZ wie kein anderer Ausbilder weit und breit. Pharmakanten werden fast ausschließlich hier ausgebildet. Übrigens: 65 Prozent der BZ-Azubis lernen einen Chemie-Beruf. Am gefragtesten ist Chemikant.

Dass die Entscheidung für solche Berufe eine gute ist, meint Renate Schiffel, stellvertretende Leiterin des BZ. "Die Zukunft liegt hier", sagt sie. Und damit liegt sie durchaus nicht falsch: Zog die Arbeit noch vor Jahren junge Leute in die Ferne, suchen heute die Unternehmen am Standort händeringend gut ausgebildete Facharbeiter.
 
 


SCHWERPUNKT CHEMIE


Auf dem neuesten Stand

Das Bildungszentrum(Verein) ging hervor aus der beruflichen Bildungseinrichtung des CKB, später Chemie AG. Gegründet wurde es im Jahr 1994.

Rund fünf MillionenEuro sind in den vergangenen Jahren im BZ für neue Maschinen und Anlagenteile investiert worden, um die Ausbildung auf dem neuesten Stand zu halten. 56 Mitgliedsfirmen und über 80 Kooperationspartner hat der Verein.

Derzeit werdenim BZ 460 Lehrlinge in fünf Berufsfeldern ausgebildet. Allein von Bayer Bitterfeld, deren Azubis von Anfang an im BZ ausgebildet werden, haben bislang rund 620 ihre Lehre hier absolviert. Das Alleinstellungsmerkmal der Einrichtung ist der Schwerpunkt Chemie.