115 junge Frauen und Männer beginnen im Bildungszentrum ihre Ausbildung. Einige Plätze blieben jedoch leer. Späteinsteiger sind willkommen.
Wolfen. Celine Vieweg und Maurise Hinsche haben die Chance beim Schopf gepackt. Die 16-Jährige aus Roitzsch hat bei der Firma Teckentrup eine Ausbildung zur Industriekauffrau begonnen. Der 17-jährige Wolfener möchte sich bei Organica Feinchemie als Fachkraft für Lagerlogistik beweisen.
Die Praxis ihrer künftigen Berufe erleben beide in ihren jeweiligen Unternehmen. Ein Großteil der Theorie aber wird ihnen im Berufsschulzentrum vermittelt. Das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld gibt das berufspraktische Handwerkszeug mit auf den Weg. Dort begann am Mittwoch für Celine und Maurise das erste Ausbildungsjahr.
Sie gehören zu 115 jungen Leuten, die im Bildungszentrum in 16 Berufen lernen. Die Palette reicht von Chemie über Elektro- und Verfahrenstechnik bis zum kaufmännischen Bereich. „Wir haben in allen Berufsfeldern, in denen wir ausbilden, Neulinge am Start“, bestätigt Bildungszentrum-Geschäftsführer Olaf Richardt. Allerdings muss er auch einen Wermutstropfen ausschenken: Das Bildungszentrum könnte noch deutlich mehr junge Leute schulen.
Momentan sind 15 Stellen nicht besetzt. „Wir wissen vom Bedarf in den Unternehmen“, erklärt der Geschäftsführer und lässt deshalb die Hintertür für Späteinsteiger weit offen. „Bis zu drei Monaten kann nachgemeldet werden“, sagt er und animiert Schulabgänger ohne Lehrstelle, Bewerbungen beim Bildungszentrum abzugeben. „Wir leiten die Unterlagen dann direkt weiter.“
Der Bedarf der Unternehmen an Nachwuchs ist groß. Für die Auszubildenden habe es selten so gute Voraussetzungen gegeben, betont Christian Haserodt. Er ist Fertigungsleiter bei Teckentrup und erinnert daran, dass viele Mitarbeiter des Unternehmens zur Wendezeit zwischen 30 und 40 Jahre alt gewesen wären. „Sie steuern heute auf den Ruhestand zu. Das ist die große Chance für den Nachwuchs.“
Teckentrup rührt wie andere auch die Werbetrommel. Schon bisher lag die Übernahmequote bei Auszubildenden bei 90 Prozent. Der Wert dürfte noch weiter ansteigen.
Für Celine Vieweg war es weniger die Theorie als die Praxis, die für eine Ausbildung bei Teckentrup sprach. Das Unternehmen liegt nicht weit weg von Zuhause. Zudem konnte die junge Frau dort bereits Praxisluft schnuppern. „Mal sehen, wie es weitergeht.“ Das meint auch Maurise Hinsche, der Ausbildung in seiner ganz persönlichen Hierarchie der Lieblingstätigkeiten dem klassischen Schulunterricht deutlich vorzieht. „Sollte mehr mein Ding sein“, ist der Wolfener überzeugt.
Dass Ausbildung im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld alles andere als Zuckerschlecken ist, liegt auf der Hand. Die Erwartungen sind bei den Ausbildungsbetrieben und im Bildungszentrum hoch. „99 Prozent unserer Azubis haben letztes Jahr die Prüfungen in unserem Bereich im ersten Anlauf bestanden“, erinnert Olaf Richardt. 30 junge Leute beendeten ihre Ausbildung sogar vorzeitig und waren im Ranking der Kammern ganz vorn zu finden. „Es wäre schön, wenn es so weitergehen könnte“, gibt der Geschäftsführer den neuen Azubis bei der offiziellen Begrüßung mit auf den Weg.