Das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld besteht schon seit 20 Jahren. Dort wird in 25 Berufen ausgebildet, die Absolventen sind gefragt auf dem Arbeitsmarkt.
 
Erwachsene können sich im BZ Wolfen-Bitterfeld in modularer Ausbildung qualifizieren.  (BILD: archiv) Wolfen/MZ. Totgesagte leben länger: Kaum einer außer den Machern hat im Jahr der Gründung daran geglaubt, dass der Verein Bildungszentrum (BZ) Wolfen-Bitterfeld lange existieren wird. Er existiert bereits 20 Jahre - und das sogar erfolgreich. Am Freitag wurde das Jubiläum begangen. Weit über 2.000 Azubis und über 3.000 Fortbildungs- und Umschüler haben hier ihre Ausbildung seit 1994 absolviert. Und nicht irgendwie. Wer das Zeugnis vom Bildungszentrum vorweist, hat super Chancen auf einen Job. „Die Vermittlungsrate ist sehr hoch“, sagt BZ-Geschäftsführer Olaf Richardt.
 
Das hat Gründe. Eine frühzeitige gute Berufsorientierung, eine hohe Qualität der Ausbildung und ein gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis stehen seit Jahren dafür. Die Abbrecherquote, die im Durchschnitt in Deutschland bei 25 Prozent liegt, ist laut Richardt im BZ bei acht Prozent. Und 98 Prozent der Prüflinge haben in den zurückliegenden 20 Jahren ihre Abschlussprüfung, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau abnimmt, auch erfolgreich bestanden. Das übrigens ist deutschlandweit Spitze.


Partner für praktische Ausbildung

Die Einrichtung hat von Anfang an auf Erstausbildung als Kernkompetenz gesetzt und mit dem so genannten dualen Modell ein Alleinstellungsmerkmal entwickelt. Das BZ steht quasi als Bindeglied zwischen der Theorie-Vermittlung in der Berufsschule (meist das Berufsschulzentrum „August von Parseval“) und der Praxis im Unternehmen, es übernimmt als Dienstleister für die Firmen die Rolle des handwerklich-praktischen Ausbilders. „Viele haben gar keine Zeit, sich so intensiv um ihre Azubis zu kümmern. Da finden sie in uns den Partner“, erklärt Jürgen Heil, amtierender Vorstandsvorsitzender.

Die ersten Partner damals, Firmen wie Abasys, TDA, SIS, Teutloff und andere, gehören zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld, blickt Heil zurück. „Sie haben damals das Risiko nicht gescheut - Großunternehmen gab es nicht mehr, Ausbildungsplätze demnach auch nicht. Und der Markt war 1994 aufgeteilt, doch mit Erstausbildung hatte keiner was am Hut - aus finanziellen Gründen. Wir haben noch das letzte Trittbrett des D-Zuges erwischt.“ Zwölf Gründungsfirmen waren sie damals, die Anzahl der Mitglieder ist heute auf 57 gestiegen.


Ausbildung in 25 Berufen

Ausgebildet werden die Lehrlinge heute in 25 Berufen in den Bereichen Metall, Elektro, Chemie sowie im kaufmännischen Bereich. „Und wir sind in der Lage, diverse mehr anzubieten“, sagt Richardt. Berufe wie Pharmakant, Mechatroniker und Ver- und Entsorger zum Beispiel sind neu hinzugekommen. Dafür ist der Bereich Bau/Raumgestalter zurückgegangen. „Wir passen uns den Erfordernissen des Marktes an“, so der Chef.
 
Mit der Chemie-Ausbildung übrigens punktet das BZ wie kein anderer Ausbilder. Pharmakanten werden fast ausschließlich hier ausgebildet. 65 Prozent der BZ-Azubis lernen einen Chemie-Beruf. Am gefragtesten ist Chemikant. „Sicher ist das nicht der Traumberuf, wie überhaupt technische Berufe in der Beliebtheitsskala heute nicht weit oben stehen“, meint Richardt, „aber es ist einer, der am Standort gebraucht wird.“ Die Zukunft, weiß er, liegt hier. Zog die Arbeit noch vor Jahren junge Leute in die Ferne, suchen heute die Unternehmen am Standort händeringend gut ausgebildete Facharbeiter.