Hans-Dieter Becker ist Ausbilder im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld e. V. und kennt seine Lehrlinge genau, erklärt Arbeitsschritte ruhig und mit Bedacht, so gar nicht zackig, wie man es von einem Berufsoffizier vielleicht erwartet hätte. Denn Becker diente nach seiner Ausbildung zum Elektromonteur in der Farbenfabrik Wolfen von 1967 bis 1977 bei der NVA als KFZ-Schirrmeister und war dort für den Fuhrpark und die Fahrausbildung zuständig. Dort machte er auch seinen KFZ-Meister. Nach 1o Jahren wollte der inzwischen zum Stabsfeldwebel beförderte Becker aber zurück in die Heimat, u. a. auch, um sich um seine Eltern besser kümmern zu können. Die Rückkehr stellte beruflich kein Problem dar. Becker wurde im CKB im polytechnischen Zentrum Wachtendorf eingesetzt. Mit den Schülern der siebenten bis zehnten Klassen baute er schnell ein gutes Verhältnis auf. Wichtig war ihm hierbei, den Jugendlichen etwas Sinnvolles und Nützliches beizubringen. Mit den Schülern der achten Klassen reparierte er die Werksfahrräder des CKB - immerhin 4.000 Stück, an denen Speichen und Schläuche gewechselt oder die Tretlager repariert werden mussten. „Die Jungs und Mädels lernten eigentlich alle gängigen Reparaturen am Fahrrad, was natürlich auch für den Hausgebrauch sehr praktisch war", erinnert sich Becker.
 
gebaut worden, die nach Fertigstellung nicht mehr gebraucht wurden, und deshalb durften wir dort einziehen", erklärt Becker. In diesen, vom Bildungszentrum immer noch genutzten Räumlichkeiten arbeitet er heute noch.

Im Abendstudium erwarb sich Becker nebenbei den Lehrmeister-Titel, um seine Arbeitstätigkeit theoretisch zu fundieren. Ganz praktisch ging es aber in seinem Unterricht zu. Mit Kollegen hatte er angeregt, die Reparatur der Werksmotorräder und -mopeds zu übernehmen. Zusammen mit kleinen Gruppen von zwei Schülern reparierten er und seine Kollegen die Zweiräder des Werkes, um intensiv auf die Materie eingehen zu können und um die Sicherheit der Fahrzeuge zu gewährleisten.
 
„Der PA-Unterricht kam sehr gut bei den Schülern an, und vor allem hatten sie nun Vorkenntnisse für die Lehre. Dadurch wussten sie besser, für welchen Beruf sie sich entscheiden sollten und was dort auf sie zukommt", resümiert Ausbilder Becker und fügt an: „Heute fangen wir wieder an, dieses Reinschnuppern' den Schülern anzubieten, um sie besser auf die Ausbildung vorzubereiten und so die hohe Abbrecherquote senken zu können."
 
1981 wechselte Becker, gebürtig im sächsischen Roitzschjora, in die Lehrwerkstatt und wurde dort nach zwei Jahren Lehrobermeister. Durch einen glücklichen Zufall erhielt die Lehrwerkstatt neue Gebäude: „In der Farbenfabrik waren ein Bürogebäude und eine Werkhalle.
 
Nach der Wende spezialisierte er sich auf die Kunststoffbearbeitung und qualifizierte sich dafür in den Kunsttstoffbetrieben der Chemie AG sowie bei der Höchst AG in Frankfurt am Main. Damit sicherte er sich seinen Arbeitsplatz auch nach der Ausgliederung der Lehrwerkstatt aus der Chemie AG, aus der 1994 die Gründung des Bildungszentrums Wolfen-Bitterfelde. V. resultierte. Damals begann er mit der Ausbildung eines Kunststoff-Lehrlings. Heute sind es bereits 25 Auszubildende, die sich von ihm in die Bearbeitung von Kunststoffen unterweisen lassen. Mit seinem breiten Fachwissen ist er Mitglied der Prüfungskommission der IHK Halle-Dessau.
Neben der Arbeit ist für Becker das Familienleben sehr wichtig. Oft besucht er seine Tochter in Österreich, während die andere „zum Glück in Wolfen wohnt", so Becker. Ein Steckenpferd ist für ihn die Vorstandsarbeit im Siedlerverein Wolfen-Süd. Dort ist er sehr aktiv und organisiert die Feiern zum 70. Bestehen der Siedlung mit, schreibt u. a. an einer Festbroschüre.