Lehrlinge der Lutherstadt gewinnen Ergometer-Wettstreit mit 139,2 : 132,1 Kilometern

Der erste Wechsel beim sportlichen Städtevergleich Wittenberg kontra Bitterfeld. Sparda-Bank-Chef Peter Hukauf macht den Weg für Kreissportbund-Mitarbeiter René Stepputtis frei. Das Team aus der Lutherstadt gewann das dreistündige Kräftemessen mit 139,2 : 132,1 Kilometer. (FOTO: THOMAS CHRISTEL)WITTENBERG/MZ. Die Meldung verbreitete sich in Windeseile und veränderte den Gesichtsausdruck von Sabine Helling schlagartig. Mit beiden Händen vor dem Mund nahm die Geschäftsführerin des Wittenberger Bildungszentrums für Beruf und Wirtschaft (BBW) um 12.30 Uhr zur Kenntnis, dass die Lehrlinge aus Bitterfeld innerhalb von 30 Minuten den Rückstand von fünf auf 2,7 Kilometer verkürzt hatten. "Schneller wechseln", lautete die strikte Anweisung von Sabine Helling, die ab sofort von den letzten zehn Teilnehmern mit aller Entschlossenheit in die Tat umgesetzt wurde.
 
Um 13 Uhr kannte der Jubel im Aufenthaltsraum des BBW-Sozialtraktes an der Dessauer Straße 126 keine Grenzen mehr. Mit 139,2 : 132,1 Kilometer gewannen die Wittenberger Lehrlinge plus ein paar Stadt-Prominente, die zum Auftakt in die Pedalen traten, den sportlichen Städtevergleich auf dem Rad-Ergometer gegen die Azubis des Bildungszentrums Wolfen-Bitterfeld. BBW-Chefin Helling war nach 180 Minuten Hoffen und Bangen völlig aus dem Häuschen. "Ich bin stolz auf meine Jungs und Mädels. Das Interesse war so groß, dass wir sogar 15 Lehrlinge und einige Ausbilder wegschicken mussten. Sollte Bitterfeld 2010 Revanche fordern, wir nehmen sie an."
 
Zum Modus: Beide Mannschaften, bestehend aus je 60 Teilnehmern, hatten am Donnerstag drei Stunden (von 10 bis 13 Uhr) Zeit, auf dem Ergometer mit Volldampf in die Pedalen zu treten. Alle 30 Minuten verglich Veranstalter Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) per Mail-Verkehr zwischen beiden Wettkampforten die Kilometerzahl und hielt so die Teams auf dem Laufenden. Lediglich die Technik hatte nicht ihren allerbesten Tag.
 
Laut DAK-Veranstaltungsreferent Carsten Lohse gingen beide Räder mit der Voreinstellung 100-Watt-Tretleistung auf die Reise, nach den ersten Aktiven gab die Anzeige den Geist auf. Jeder Sportler nutzte anschließend die Möglichkeit der individuellen Einstellung, 160 bis 180 Watt avancierte schnell zum Quotenrenner. Lediglich die Sattelhöhe konnte aufgrund der schnellen Wechsel nie perfekt justiert werden, Typen mit XXL-Format kassierten während ihres dreiminütigen Auftritts nicht unbedingt die besten Haltungsnoten.
 
Das Wittenberger Team bestand fast ausschließlich aus Männern. BBZ-Geschäftsführerin Sabine Helling (2,0 km), Claudia Rothe (2,3), Sophia Niggemeier (2,4) und Nora Schwager (2,5) bildeten die weibliche Ergänzung. Vor allem das Azubi-Trio mit der Ausbildungsrichtung Produktionsfachkraft Chemie bewies, dass sich schlanke Beine hervorragend zum Kilometer sammeln eignen. Da radelten Jungs mit deutlich mehr Oberschenkelumfang hunderte von Metern hinterher. Schmunzelnd gab das Trio jedoch zu, dass erst die Überredungskünste ihrer Chefin den Grundstein zur Tempohatz legten.
 
Die Wittenberger Bestmarken an diesem Tag gingen auf das Konto von Fabian Runzer (Dessau-Roßlau) und Martin Brandl aus Nudersdorf, die in drei Minuten ebenso viele Kilometer schafften. Freizeit-Kraftsportler Runzer erklärte freimütig, dass er von der Rekordjagd "total fertig" war, der eher grazile Brandl bemerkte lachend, dass er nur aufs Rad steige, wenn er "mal ein Bierchen trinken" fährt. Dass der DAK-Städtevergleich von allen Teilnehmern nicht "bierernst" genommen wurde, unterstrichen die gute Stimmung im Aufenthaltsraum, viele lockere Sprüche und der permanente Ansturm auf das kalte Büfett.