Lanxess-Mitarbeiter Andreas Hulsch schließt als «Bester des IHK-Bezirks» Halle-Dessau ab
BITTERFELD/MZ. Manchmal ist es kurios, wie das Leben so spielt. Auch Andreas Hulsch weiß das. Der junge Mann lächelt. "Noch vor 15 Jahren wollte ich mit Chemie nichts zu tun haben. Und heute arbeite ich in der Chemie und fühle mich wohl", sagt er. Und nicht nur das: Hulsch hat inzwischen einiges erreicht in der Branche.
Der Dessauer, der wohl das Abitur in der Tasche hatte aber "lieber erstmal was Praktisches lernen als studieren" wollte, arbeitet als wissenschaftlich-technischer Mitarbeiter im Bereich Produktion beim Unternehmen Lanxess in Bitterfeld. Hier werden Ionenaustauscher produziert, Stoffe, die in Branchen wie der Halbleiterindustrie, in Kraftwerken, im Haushalt und anderswo eingesetzt werden, um vor allem Wasser zu enthärten und zu entsalzen.
Sich auf dem Erreichten ausruhen, das allerdings ist nicht seine Sache. "Ich wollte mich qualifizieren", sagt er. "Ich bin schon der Meinung, dass da geistig immer noch was gehen muss - auch im Hinblick, mal weiter zu kommen, mal verantwortliche Aufgaben zu übernehmen." Vor drei Jahren begann der einstige Bayer-Azubi so die Qualifizierung zum Industriemeister Chemie im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld. "Das Bildungszentrum kannte ich schon, wir hatten dort ja unsere Ausbildung", sagt er. "Und die war gut. Also habe ich mich auch bei der Qualifikation wieder dafür entschieden."
Im Bildungszentrum wird die Fortbildung zum Industriemeister seit 1994 angeboten - jedes Jahr schließt jeweils eine Klasse ab. Weit über 100 Frauen und Männer haben hier seitdem eine solche Qualifizierung abgeschlossen, die in den Fachbereichen Chemie, Elektrotechnik und Metallverarbeitung angeboten wird. Die Besten unter ihnen werden von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau unterstützt.
Hulsch hat seinen Lehrgang, der im Sommer mit der letzten Prüfung endete, als bester Industriemeister seines Jahrgangs im Kammerbezirk Halle-Dessau abgeschlossen. "Für mich selbst war das schon ein Erfolgserlebnis, weil ich ja früher mit Chemie gar nichts am Hut hatte", erklärt er. "Ja, aber vom Notendurchschnitt besser zu sein als alle anderen, das war mir in dem Moment nicht so wichtig."
Hulsch liebt große Auftritte gar nicht, lieber bleibt er bescheiden im Hintergrund und sagt Sätze wie: "Das war schon viel - lernen, der Lehrgang in der Freizeit, die Arbeit in Schichten. Aber es war zu meistern. Doch viel Zeit für meine kleine Tochter, die in der Zeit gerade geboren wurde, hatte ich da gar nicht."
Im Unternehmen geht sein Arbeitsalltag indes weiter wie bisher. Seit elf Jahren arbeitet Hulsch hier in Schichten als Prozessleittechniker, wo er das Leitsystem des Produktionsprozesses betreut, auftretende Fehler finden und beheben muss. "Vom Computer bis zu den Geräten vor Ort", sagt er. "Doch ich denke schon, dass ich mit meiner Qualifikation eine Chance habe, auch mal eine neue Aufgabe zu übernehmen."