BERUFSORIENTIERUNG Der Chemiepark und das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld haben für Schulabgänger einen Tag der Berufe initiiert, an dem sich 21 Unternehmen beteiligten.

WOLFEN/MZ - Ganz akribisch hat Nikolai Plückhahn seinen Start ins Berufsleben vorbereitet. Fast 80 Firmen mit ihren Ausbildungsangeboten hat der Berliner unter die Lupe genommen. Entschieden hat er sich für die Vereinigte BioEnergie AG (Verbio), die im Chemiepark Biodiesel und in Zörbig Bioethanol herstellt. Der künftige Chemikant sagt: "Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl. Und bisher hat sich alles bewahrheitet, was im Bewerbungsgespräch zur Sprache kam." Er ist begeistert. Auch sein Azubi-Kollege Danny Albrecht aus Merseburg, der als Chemikant seinen Traumberuf gefunden hat. Gestern haben beide ihr Unternehmen zum Tag der Berufe vertreten und mit Schülern über ihre bisherigen Erfahrungen gesprochen.

Den Tag der Berufe haben P-D ChemiePark Bitterfeld-Wolfen und Bildungszentrum (BZ) Wolfen-Bitterfeld ausgerichtet, um Schulabgängern eine berufliche Perspektive aufzuzeigen - und zwar in der Region. Vor allem gehe es darum, so die stellvertretende Leiterin des BZ, Renate Schiffel, sie mit Chemie-Berufen bekannt zu machen. 21 Unternehmen aus dem Chemiepark, die Kooperationspartner der Bildungseinrichtung sind, haben sich beteiligt. Sie informierten über Ausbildungsberufe, Anforderungen und Entwicklungschancen.
 

"Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl."
Nikolai Plückhahn, Azubi bei Verbio

Monique Beau, Nicole Buge und Lisa Rickelt aus Muldenstein liebäugeln zwar nicht so mit der Chemie, doch gekommen sind sie trotzdem. Sebastian Langner meint: "Ich will Einzelhandelskaufmann werden, aber als Ausweg würde ich auch in die Chemie gehen. Und zwar zu Miltitz." Am Stand dieses Unternehmens, Hersteller von Wirkstoffen für Düfte und Aromen, ziehen Azubis und Meisterin Claudia Fortuna mit kleinen Experimenten die Aufmerksamkeit auf sich. "Wir wollen die Altersstruktur beibehalten", sagt die Meisterin. "Und das heißt auch, nach neuen Mitarbeitern, Ausschau zu halten."
 
Von Anfang an Partner des BZ sind Tricat und Südchemie. Marco Kulmann, Chemikant im ersten Lehrjahr bei Tricat, kann von A bis Z erklären, wie die Regeneration von Katalysatoren - das Kerngeschäft der Firma - funktioniert. Und das tut er mit Begeisterung. Er ist einer von derzeit drei Azubis. Für Tricat hat er sich entschieden, weil er überzeugt ist, dass das eine Firma mit Zukunft ist. "Die Chancen, übernommen zu werden, stehen bei uns günstig. Und es ist eine gute, sichere Arbeit", sagt Mechatronik-Ingenieur Matthias Ulrich.
 
Über einem Fragebogen, den sich Azubis im BZ ausgedacht haben, haben Mädchen der Roitzscher Diesterweg-Schule die Köpfe gebeugt. Schon nicht so einfach, die Antworten zu finden, meinen sie. Dieser Effekt ist beabsichtigt, gibt Marco Kulmann lachend zu: "Da müssen sie nämlich fragen." Doch die Mädchen lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Auch sie haben wie die Muldensteiner mit Chemie wenig viel am Hut -mehr mit Sozialberufen. Sie wissen, wovon sie reden. Mit Berufsberatung wird in Roitzsch schon in der 5. Klasse begonnen. Praktika geben Orientierung. "Ich weiß, das Soziale liegt mir", sagt Sarah Sopper. Und deshalb will sie auch in der Branche arbeiten. Doch sich am Tag der Berufe mal umzuschauen, das kann ja nichts schaden, meinen die Mädchen.
 
Mit der Resonanz ist BZ-Leiter Olaf Richardt ganz zufrieden: "Entscheidend ist, ob die Zusammenführung von künftigen Azubis und Unternehmen klappt. Sofern das funktioniert, ist die Welt in Ordnung." Und Chemiepark-Chef Dr. Michael Polk sagt: "In zwei bis drei Jahren werden Lehrstellen schwer adäquat zu besetzen sein. Die Suche nach qualifizierten Fachkräften wird ein Problem. Wir sind froh, dass das Bildungszentrum sich da so engagiert." Er habe hier erlebt, dass Schüler Informationen brauchen und dass die Firmen junge Leute suchen. "Das ist letztlich eine gemeinsame Interessenslage."