WOLFEN/MZ. Stephan Bauer und Max Haberhauffe haben etwas Neues für sich entdeckt: Die beiden Chemielaboranten-Azubis sind quasi nebenbei auch Redakteure. Sie erarbeiten zusammen mit weiteren Azubis, die im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld ausgebildet werden, einen Newsletter. Der steht unter dem Motto "Vielfalt tut gut". Und das Motto ist durchaus auch so gemeint - in doppelter Hinsicht: Zum einen ist das Projekt Teil ihrer beruflichen Ausbildung, es erweitert so durch neue Themen und Sichtweisen durchaus ihren persönlichen Horizont. Zum anderen lernen sie, indem sie sich mit gesellschaftlich relevanten Themen von sich aus befassen, mit Fragen wie Integration, Toleranz umzugehen.
 
Inzwischen entsteht bereits der achte Newsletter, den aller zwei Wochen vor allem die Ausbildungsunternehmen der Azubis beziehen. Neben Terminen und Nachrichten aus dem Landkreis sowie Mitteilungen aus dem so genannten Lokalen Aktionsplan Anhalt-Bitterfeld (LAP), veröffentlichen die Azubis eigene Erfahrungen und Berichte zum Thema Toleranz und zu Problemen, die sie selbst interessieren. Stephan Bauer, Azubi im Impfstoffwerk Dessau-Tornau, zum Beispiel beschäftigt sich in seiner jüngsten Veröffentlichung mit der aktuellen Lehrstellensituation. Und Bayer-Azubi Max Haberhauffe widmet sich dem Thema "Richtig bewerben".
 
"Das alles sind ja ganz wichtige Sachen", sagt die Projektverantwortliche Cornelia Sorgenfrei. "Ich habe schon erlebt, dass Azubis von Betrieben abgelehnt worden sind, weil das Bewerbungsschreiben nicht gut war. Das kann man ja vermeiden", sagt Max.
 
Eingebunden in das Projekt "Vielfalt tut gut" sind auch andere Partner. Zum Beispiel die Stadt Bitterfeld-Wolfen, die unter der Überschrift "Schicht" sich an junge allein erziehende Mütter wendet und Familienfreundlichkeit in den Mittelpunkt rückt.
 
Träger des Projekts ist das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld in Kooperation mit Partnern wie dem Landkreis und der Stadt, der EWN, der Landeszentrale für politische Bildung, Wirtschaftsunternehmen, Medienpartnern wie der Bitterfeld-Wolfener Agentur "2gether" sowie LAP-Projektträgern. Alles in allem verfolgen sie das Ziel, die integrierte Projektarbeit auszubauen, um insbesondere die Region Bitterfeld-Wolfen als weltoffenen und toleranten Lebens- und Wohnort zu etablieren.
 
Dabei haben die Azubis in der Themenwahl gute Karten: Ihre Ausbildungsbetriebe sind meist international tätig. Und so fällt es nicht schwer, auch über die eigenen Erfahrungen mit den interkulturellen Beziehungen der Unternehmen zu berichten. "Die Jugendlichen erweitern so auch ihre Teamfähigkeit. Und sie werden kommunikativer, weil sie besser mitreden können, sich eine Meinung erarbeitet haben, die sie in den Redaktionssitzungen vertreten müssen. Das schärft auch ihr Urteilsvermögen, sie werden kritik- und konfliktfähiger. Das alles sind gute Voraussetzungen, die sie für den Start ins Berufsleben mitnehmen", so Cornelia Sorgenfrei. Das wissen die Azubis selbst. "Aufgeschlossen und tolerant zu sein, das gehört ja schließlich auch zu unserem Beruf", stellt Stephan Bauer fest.
 
Wer den Newsletter nicht bezieht, kann sich auch auf der Internetseite der Azubis informieren azubis-werben-fuer-vielfalt.de ist seit Februar diesen Jahres online.
 
Gefördert wird das Projekt "Azubis werben für Vielfalt" vom Land, dem Bundesministerium für Familie und dem Europäischen Sozialfonds. Das Projekt läuft bis zum Ende des Jahres. Und fest steht heute schon: Es macht Spaß. "Man beschäftigt sich damit, tauscht sich aus und wenn alles fertig ist, ist man schon stolz", sagt Stephan. Max bestätigt das. Doch zu guter Letzt den Beruf noch wechseln? Die beiden künftigen Chemielaboranten schütteln die Köpfe: "Wechseln? Nee, das dann doch nicht", meinen sie.