Chemikant Andreas Kluth ist aus der Bitterfelder Firma A &F Hygiene nicht mehr wegzudenken. (FOTO: ANDRÉ KEHRER)BITTERFELD/MZ. Andreas Kluth hat straff zu tun. Die Mixtur im Rührbehälter ist fertig. Für mehrere Kunden muss er jetzt den Versand fertig machen - das heißt, Großkanister mit den verschiedenen Desinfektions- und Reinigungsmitteln abfüllen, sie in dem Raum stapeln, von dem aus sie abgeholt werden.
 
Kluth ist der jüngste Mitarbeiter der Bitterfelder Firma A &F Hygiene, die im Chemiepark ansässig ist. Vor wenigen Wochen hat er seine Abschlussprüfungen bestanden, nun ist er Chemikant. Und: "Ein ganz zuverlässiger Mitarbeiter, wir kennen ihn ja schon ein paar Jährchen", sagt Prokuristin Elke Reimann. Darauf ist sie stolz - und das hat seinen Grund. Denn Azubi Kluth war nicht immer so. Frau Reimann kann heute drüber lächeln. "Wir alle in der Firma haben ihn unterstützt, hier ein bisschen gezogen, dort ein bisschen geschubst. Jeder hat Anteil genommen."
 
Und dafür gab es unlängst eine schöne Belohnung: Von insgesamt 50 Chemikanten, die im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld jetzt ihre Facharbeiter-Prüfungen bestanden haben, hat Andreas Kluth das viertbeste Ergebnis erzielt. "Das war eine Freude für uns", sagt Elke Reimann. Sie beobachte immer wieder, dass viele Firmen Azubis mit weniger guten Noten ablehnen. "Aber die Noten, das sehen wir an Andreas, sagen nicht alles. Was in den jungen Leuten steckt, das beweisen sie oft erst in der Produktion und im Team." Und da ist der junge Mann gut angekommen.
 
Ihre Erfahrung resultiert vor allem aus ihrer Mitarbeit im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld, in dem sie viele Jahre als Vertreter ihres Unternehmens engagiert ist - jetzt sogar als dessen Vorstandsvorsitzende. Für A & F Hygiene ist es daher keine Frage, selbst auch Lehrlinge auszubilden. Obwohl die Firma mit sechs Mitarbeitern zu den kleinen gehört, ist auch sie bestrebt, Berufsnachwuchs zu rekrutieren und jetzt sogar auf der Suche nach einem Produktionsarbeiter gewesen. Andreas Kluth, der im Bildungszentrum in der Klasse der Bayer-Azubis gelernt hat, ist vor drei Jahren zu A & F Hygiene als Praktikant gekommen. "Ich hatte gar nicht daran gedacht, mich von einer Produktionshilfskraft zum Chemiekanten weiterzubilden", meint er und gibt zu, dass ihn in der Schule doch hin und wieder die Faulheit gelockt hat und andere Interessen im Vordergrund standen. "So richtig ernst genommen habe ich das alles nicht. Nach der Schule stand ich dann da und hatte nichts." Einem berufsvorbereitenden Jahr in den Euroschulen schloss sich der Gang zum Arbeitsamt an. Das verdonnerte den jungen Mann zu einer Ausbildung, über die er schließlich bei der resoluten Elke Reimann landete.
 
Andreas Kluth lacht etwas schüchtern. Reden ist nicht so seine Sache. Trotzdem sagt er: "Es macht Spaß hier - die Arbeit an sich ist ja ein bisschen wie Manufaktur. Und mit den Leuten haut es gut hin, hier hilft auch einer dem anderen." Kluth schaut auf die Uhr. Er hat zu tun und eigentlich keine Zeit zum Reden. Das, was er in seiner Firma gefunden hat und letztlich in sich selbst entdeckt hat, das hat ihn irgendwie beflügelt. "Ich will weitermachen - meinen Meister, ja. Das hätte ich selbst nicht von mir gedacht", meint der 21-Jährige.
 
Andreas Kluth ist der erste Azubi, den die A & F Hygiene GmbH fest eingestellt hat. Das Unternehmen, das seit 1993 am Markt ist, ist aus der Forschungsabteilung des CKB hervorgegangen. War der Abteilungsbereich zu DDR-Zeiten auf die Produktion von Flugzeugtoiletten spezialisiert, hat sich die Firma heute als Experte in einer Nische herausgebildet. Sie stellt Desinfektionsmittel, Sanitärflüssigkeiten und Algenbekämpfungsmittel her. Kunden sind Großhändler vor allem in Deutschland und in Frankreich.