BILDUNGSZENTRUM: Alle Umschüler des letzten Lehrganges haben Job gefunden
 
Wolfen/MZ - Für Matthias Borck ist die Welt jetzt rund. "Ich bin beruflich angekommen", sagt der 29-Jährige. Das war eine ganze zeit nicht so, denn der junge Mann hatte bis vor kurzem noch studiert. Irgendwann habe er jedoch gemerkt, dass das, was er da studiert, eigentlich nicht das Richtige für ihn ist, sagt er. "Da war ich über 25 und hatte noch ein paar Semester vor mir. Irgendwann willst du ja auch Geld verdienen", so Borck.
 
So hat er sich kurzerhand entschlossen, einen Beruf zu erlernen. Doch welche Firma nimmt schon einen über 25-Jährigen und finanziert dessen Ausbildung? "Ich bin dann über die Arbeitsagentur gegangen, habe den Bildungsgutschein genutzt für die Umschulung. Und der Zufall wollte es, dass ich mit dem Bildungszentrum Bekanntschaft machte", berichtet er. Im Bildungszentrum (BZ) Wolfen-Bitterfeld hat er eine Ausbildung zum Chemikanten absolviert. Heute bildet Matthias Borck selbst junge Facharbeiter in der Lehrwerkstatt aus.
 

"Ich bin beruflich angekommen."
Matthias Borck, Ausbilder


"Diese Stelle zu bekommen - was Besseres konnte mit nicht passieren." Und, sagt der Zwei-Meter-Mann, das Lernen ist für ihn noch nicht zu Ende. Im März kommt die Ausbilder-Eignungsprüfung und dann irgendwann die Meisterschule, hat er sich vorgenommen.
 
Matthias Borck ist einer von insgesamt acht Umschülern, die im vergangenen Jahr im BZ ihre Ausbildung mit Erfolg abgeschlossen haben. Nicht nur das: Sie alle haben sofort einen Arbeitsplatz gefunden. "Und zwar in Unternehmen im ChemiePark", sagt Renate Schiffel, stellvertretende Leiterin des BZ. "Das macht uns schon stolz, weil es auch zeigt, dass unsere Ausbildung gut ist. Und dass wir unserem Ziel, vor allem für die Firmen des ChemieParks ein guter Partner sein zu wollen, gerecht werden." Die Spezialisierung auf die Chemie sieht das Team des Bildungszentrums als ein Alleinstellungsmerkmal im Reigen der professionellen Aus- und Weiterbilder der weiteren Region.
 
"Die Leute waren alle zwischen 20 und 37 Jahren, sie hatten alle ihre Chance und die haben sie genutzt - in der Chemie lohnt sich eine Umschulung", sagt Roswitha Kössler, eine erfahrene Ausbilderin, die in diesem Fall für die Chemikanten-Umschüler zuständig gewesen ist. "Für die Zukunft sind Arbeitskräfte in der Chemie nötig." War es vor wenigen Jahren noch mühsam, Absolventen unterzubringen, wendet sich jetzt das Blatt.
 
Unternehmen sind auf der Suche nach guten Fachkräften, manche haben gar schon Sorgen, passende Mitarbeiter zu finden. Dem will das Bildungszentrum etwas entgegensetzen, wie Renate Schiffel sagt. "Wir versuchen, stets eine breite Palette von Fachbereichen und Berufen anzubieten - so zum Beispiel ist im vergangenen Jahr neu aufgenommen worden die Ausbildung zum Pharmakanten." Jetzt lässt sich die Bildungseinrichtung die Umschulung zum Pharmakanten zertifizieren.
 
BZ-Azubis und - Umschülern werden auch Praktika in den heimischen Firmen vermittelt. Matthias Borck zum Beispiel war bei Miltitz Aromatics. Dort hat es mir ganz Klasse gefallen. "Das Klima war gut und die Arbeit hat Spaß gemacht", sagt er. "Nur leider haben sie niemanden gesucht zum Einstellen."
 
Silvio Karl hingegen ist in seinem Praktikumsbegtrieb, der Synthon Chemicals in Wolfen, Hersteller von Spezialchemikalien, eingestellt worden. Der einstige Kraftfahrer, der ein knappes Jahr arbeitslos war, ist auf gleichem Weg wie Borck zu seinem neuen Job gekommen. "Das Arbeitsamt hat mir unter anderem die Umschulung zum Chemikanten angeboten", sagt der Dessauer, "und weil ich dachte, hier in der Region ist mehr Chemie, da hast du bessere Chancen, habe ich zugegriffen. Und es hat geklappt." 26 Monate hat er im Bildungszentrum noch mal die Schulbank gedrückt, hat zwei Praktika bei Synthon, die er sich selbst gesucht hat, absolviert, arbeitet heute im Technikum und ist zufrieden.
 
Renate Schiffel und das BZ-Team sind es auch. Ihr Konzept ist aufgegangen: Nach dem Motto "Viele Wege führen nach Rom" bieten sich heute viele Möglichkeiten, einen neuen Job zu finden, an: Ob das der Weg über den Bildungsgutschein von der Arbeitsagentur, den Berufsförderungsdienst der Bundeswehr für Bundeswehrabsolventen oder der über das Programm "Weiterbildung geringqualifizierter und -beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen"WeGebAu" ist - letztlich waren alle erfolgreich. Das Bildungszentrum bildet in fast 30 Berufen aus, derzeit lernen hier 360 Azubis.