Mechatronikerin Laura Muschler ist eine der 29 Azubis des Bildungszentrums Wolfen-Bitterfeld, die in diesem Jahr vorzeitig auslernen. (BILD: André Kehrer)


Vorzeitige Zeugnisübergabe

29 Azubis des Bildungszentrums Wolfen-Bitterfeld lernen in diesem Jahr vorzeitig aus - Mechatronikerin Laura Muschler gehört dazu. Generell werden Frauen in immer mehr technischen Berufen gesucht. Laura Muschler bleibt der Technik auch künftig treu.


Wolfen/MZ. Ein alter Witz: Frauen und Technik ... Azubis wie Laura Muschler widerlegen die Häme. Die junge Frau hat Mechatronikerin gelernt und ist interessiert an Technik. Und sie gehört zu den 29 Azubis, die im Bildungszentrum (BZ) Wolfen-Bitterfeld in diesem Jahr schon früher ihre Zeugnisse in der Hand halten als alle anderen. Von 2009 bis 20012, sagt Renate Schiffel, stellvertretende Leiterin des BZ, waren das insgesamt fast 100. „Das sind 15 Prozent aller Azubis, die in dieser Zeit bei uns ausgebildet worden sind.“
 
Laura Muschler hat sich als Mechatronikerin einen Beruf gewählt, den bislang fast ausschließlich Männer im Blick hatten. Sie lacht und das Lachen scheint zu meinen: Warum soll das nicht auch eine Frau können? „Ich hatte schon immer Interesse an technischen Sachen“, erklärt sie. Und außerdem sehe sie das nicht so krass, diese Unterscheidung zwischen Frauen- und Männerberufen. Doch da ist Laura Muschler wahrscheinlich noch eine Ausnahme. Daher, und weil ihr die demographische Entwicklung im Nacken sitzt, legt die Wirtschaft Wert darauf, dass sich die Sichtweise ändert. Sie fördert das Interesse für die so genannten MINT-Fächer: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik. „Das Bildungszentrum“, sagt Renate Schiffel, „hat sich genau das auf die Fahne geschrieben.“
 
Natürlich wollte Laura Muschler sichergehen, ob dieser Beruf für sie passt und hat ein Praktikum in einem Betrieb in ihrer Heimatstadt Roßlau gemacht. Beworben hat sie sich beim Quarzglashersteller Heraeus in Bitterfeld. „Mein Vater arbeitet schon dort“, berichtet sie. „Und die Arbeit entspricht voll meinen Vorstellungen.“ Die junge Facharbeiterin bearbeitet dort Quarzglaszylinder.
 
Heraeus gehört zu den rund 50 Unternehmen, die seit Jahren mit dem Bildungszentrum in der dualen Ausbildung zusammenarbeiten. Seit 2004 bildet Heraeus zum Mechatroniker aus. In den letzten zwei, drei Jahren, stellt Elke Herrmann, die Ausbildungsbeauftragte für den Standort Bitterfeld, fest, steige das Interesse der Frauen an diesem Beruf. „Zur Zeit haben wir noch ein Mädchen, das den lernt. Und wir stellen fest, die Männer orientieren sich in der Lehre da ein bisschen an den Frauen. Also: Wir machen gute Erfahrungen.“
 
Das Problem der Frauen- und Männerberufe stellte sich in der DDR-Industrie kaum, zumal in CKB und Braunkohlenkombinat in Bitterfeld viele Frauen in der unmittelbaren Produktion arbeiteten. „Ich würde lieber mehr von ihnen in solchen technischen Berufen haben“, sagt auch Regina Hölzel, bei Bayer Bitterfeld unter anderem zuständig für Ausbildung. „Frauen haben ein besseres Handling.“
 
Laura Muschler wird das die nächsten Wochen bei Heraeus unter Beweis stellen. Ab Oktober wird sie sich weiter qualifizieren - und bleibt der Technik treu: Sie beginnt ein Ingenieurstudium.