PRAKTIKUM Azubis vom BZ lernen bei Praktikum in Italien viel Neues.

WOLFEN/MZ - Da haben sie doch gestaunt. Das geben die Azubis vom Bildungszentrum (BZ) Wolfen-Bitterfeld unumwunden zu. Welche Anerkennung die duale Ausbildung, wie sie in Deutschland Tausende Azubis absolvieren, im Ausland genießt, hat sie verblüfft.

Jonas Rudolph und Beatrice Wemig von Bayer Weimar, Isabell Drexler von IDT Biologica Dessau und Thomas Bothe vom Serumwerk Bernburg - alle Pharmakanten-Azubis im BZ - haben in den vergangenen Monaten ein Praktikum in einschlägigen Unternehmen im italienischen Vicenza absolviert. Dort haben sie vor allem im Labor gearbeitet - Lebensmittelproben unter die Lupe genommen, Boden- und Wasserproben kontrolliert, Milch-, Fleisch- und Blutproben analysiert. Und während des Praktikums haben sie eine Menge gelernt.

Nicht nur, dass das Land eine interessante Kultur und eine tolle Landschaft bietet, dass die Italiener mit ihrer heiteren Mentalität und Aufgeschlossenheit schnell die Herzen der Leute erobern, dass sie andere Arbeitsmethoden haben und an die Lösung vonProblemen unkomplizierter herangehen - sie haben auch gelernt, ihre Ausbildung in Deutschland in einem anderen Licht zu betrachten. „Die Italiener beneiden uns regelrecht für diese Art der Berufsausbildung“, sagt Jonas. „Bei ihnen ist das alles anders geregelt - und nicht unbedingt besser. Für eine Laborausbildung zum Beispiel müssen sie rund 8 000 Euro zahlen.“ „Und sie bekommen kein Geld während ihrer Ausbildung“, fügt Thomas, der im medizinischen Labor in einer Klinik gearbeitet hat und auch „zwei Tage Uni miterleben durfte“, hinzu.

Außerdem dürften dortige Azubis während der Zeit ihrer Ausbildung „nur gucken, nichts anfassen“, während die Azubis hierzulande in Theorie und Praxis gleichzeitig ausgebildet werden. „Das ist natürlich ein großes Plus“, weiß er. Das alles, geben die vier BZAzubis unumwunden zu, war für sie bis dato vollkommen neu. Und irgendwie ist es für sie auch nur sehr schwer verständlich. Möglich gemacht hat dieses Praktikum, diesen Blick über den eigenen Tellerrand, das Qualifizierungsförderwerk Chemie (QFC), das mit dem Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld eine seit Jahren enge Zusammenarbeit verbindet.


„Man beneidet uns für diese Art der Ausbildung.“
Jonas Rudolph, Azubi


Über ein spezielles Förderprojekt organisiert das QFC, eine Tochter der IG Bergbau, Chemie, Energie, über das Erasmus-Förderprogramm der EU Auslandspraktika für Azubis in Betrieben vor Ort. „Wir wollen ganz einfach duale Ausbildung noch interessanter machen“, sagt Freia Polzin vom QFC. „Außerdem wollen wir helfen, interkulturelle Kompetenzen zu vermitteln.“

Im Angebot übrigens sind für Lehrlinge im Bereich Chemie Betriebe in Ländern wie Polen, Italien, Norwegen, England. 100 Plätze stehen so im Jahr in Sachsen-Anhalt zur Verfügung. Von den Unternehmen, in denen die Azubis eingestellt sind, werden sie für die Zeit des Praktikums freigestellt. „Sofern das Unternehmen natürlich damit einverstanden ist“, so Freia Polzien. Das freilich ist Voraussetzung.