Für 60 Azubis des Bildungszentrums Wolfen-Bitterfeld beginnt mit der Freisprechung der Berufsalltag. FOTOS: ANDRÉ KEHRER

FREISPRECHUNG: 60 Absolventen der dualen Ausbildung bekommen ihre Zeugnisse. Die allermeisten von ihnen haben ihren Arbeitsvertrag schon in der Tasche.

WOLFEN/MZ - Für Max Schräpler ist die Zukunft klar. Die berufliche zumindest. Der junge Mann, der gerade noch Elektronik-Azubi war, wird als Facharbeiter im Gemeinschaftsklärwerk Bitterfeld-Wolfen arbeiten. Den Vertrag hatte er schon einige Tage in der Tasche, bevor er jetzt sein Abschlusszeugnis in Empfang nahm.

Diese wichtigen Dokumente gab es am Dienstag. 60 Lehrlinge sowie sechs Umschüler, die ihre duale Ausbildung im Bildungszentrum (BZ) Wolfen-Bitterfeld absolviert haben, sind jetzt freigesprochen worden. Weitere 63 hatten ihre Zeugnisse bereits erhalten - weil die Ausbildungszeit für ihre Berufe kürzer war oder weil sie so gut waren, dass sie vorzeitig auslernen konnten.

Schülerinnen der Musikschule Bitterfeld umrahmten die Veranstaltung.Max Schräpler freut sich auf seinen Job und sein neues Team. Die Kollegen kennt er schon. „Ich hab’ hier als Schüler ein Praktikum gemacht. Und mir hat’s so gefallen, dass ich dachte, das ist was für mich. Ich habe mich beworben. Und es hat geklappt“, sagt er. Dass das Lernen jetzt weitergeht, ist ihm wohl klar. „Das sind ja alles erfahrene Leute, mit denen ich dann zusammenarbeite.“

Über 90 Prozent derer, die die duale Ausbildung vor dreieinhalb Jahren im Bildungszentrum und in Ausbildungsbetrieben begannen, haben einen Arbeitsvertrag unterschrieben. Für einige von ihnen war das sogar mit der feierlichen Zeugnisausgabe im Kulturhaus Wolfen verbunden.

Das freut Ivonne Rühlich, stellvertretende Chefin des BZ, natürlich. Die Ausbildung, weiß sie, ist nicht mal eben so im Vorbeigehen zu erledigen. Für ein hohes Niveau ist das BZ bekannt. Das bestätigt auch Sophie Gürtler, die seit gestern Chemielaborantin bei Bayer Bitterfeld ist. „Die Anforderungen in der Ausbildung waren hoch, aber das war alles machbar“, sagt die Hallenserin.

„Bedarf haben die Unternehmen in allen industriellen Branchen.“
Ivonne Rühlich, Betriebswirtin

Mit 100 Unternehmen der näheren und weiteren Region kooperiert das BZ. Es steht sozusagen als Bindeglied zwischen der Theorie-Vermittlung in der Berufsschule, dem Berufsschulzentrum Anhalt-Bitterfeld „August von Parseval“, und der Praxis im Unternehmen. Quasi als Dienstleister für die Firmen übernimmt es die Rolle des handwerklich-praktischen Ausbilders. Dazu gibt’s im Technikum, im Lehrlabor sowie im kaufmännischen Ausbildungsbereich beste Möglichkeiten.

Weit über 1 600 Azubis, sagt Ivonne Rühlich - die Betriebswirtin, die selber hier gelernt hat - haben seit dem Gründungsjahr des BZ Wolfen-Bitterfeld im Jahr 1994 ihre Erstausbildung absolviert. Hinzu kommen viele Fortbildungs- und Umschüler. 25 Berufe in fünf Berufsfeldern werden angeboten - so in Labor- und Prozesstechnik, Elektrotechnik, Metallbearbeitung, Informations- und Medientechnik, Wirtschaft und Verwaltung.

Mit der Chemie-Ausbildung übrigens punktet das BZ wie kein anderer Ausbilder. Weit über die Hälfte der Azubis lernen einen Beruf in diesem Bereich. Der gefragteste übrigens ist Chemikant - was am Standort gut gebraucht wird. „Aber nicht nur der“, sagt Ivonne Rühlich, „Bedarf haben die Unternehmen in allen industriellen Branchen. Fast überall werden Facharbeiter gesucht.“


Mitteldeutsche Zeitung, 02.02.2017