Mehrere Bildungsträger im Landkreis gründen die Initiative „Lernende Region Anhalt-Bitterfeld“. Die Initiative soll das Fachkräfte-Defizit abbauen. Doch vorerst ist sie mit sich selbst beschäftigt.
 
Bitterfeld. Der Zeitpunkt ist günstig: Während sich mit der Jobcenter-Affäre die Bildungsträgerlandschaft im Landkreis in heller Aufregung befindet, haben sich nun sechs Träger zu einem Bündnis zusammengeschlossen. In der Kooperation „Lernende Region Anhalt-Bitterfeld“ wollen sie dem Fachkräftemangel in der Region begegnen.
 
Das Defizit wollen sie sogar abbauen - so steht es in der Gründungsvereinbarung, die am Montag unterschrieben wurde. Die Initiative hat dabei ein Zitat des griechischen Philosophen Platon vorangestellt: „Es ist keine Schande nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.“
 

Bildung ein Leben lang

Und das umreißt zunächst auch grob das Ziel: Gelernt werden soll ein Leben lang, in jedem Alter, egal mit welchem Bildungshintergrund oder in welchem Berufsstand - damit Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöht, Fachkräfte qualifiziert und letztlich auch die Zukunft der Region gesichert werden. Das Bündnis sieht sich dabei als eine Art Vermittler: Vernetzt werden sollen die, die Qualifizierungen oder Weiterbildungen nutzen wollen und die, die sie anbieten oder das Geld dafür bereit stellen. Also beispielsweise Firmen, Schulen und Kitas auf der einen Seite und Bildungsträger sowie Jobcenter und andere Unterstützer auf der anderen Seite.
 
„Wir wollen hier keine Vorteile für einzelne Träger, sondern die Initiative soll der Region zugute kommen“, sagt Thomas Ehrlich von der Planen und Bauen GmbH und nimmt damit doch ein wenig Bezug auf die Vorgänge rund um das Jobcenter und deren Tochter, die B&A in Zerbst. „Bildung muss einfach einen höheren Stellenwert bekommen. Das beginnt schon in der Kita, geht weiter in der Schule, in Ausbildung und Beruf. Es geht um eine Kultur des Lernens, für die wir Werbung machen müssen.“
 
Landrat Uwe Schulze (CDU) habe im September vergangenen Jahres die Idee für eine lernende Region in die Runde geworfen. Nun haben sich vorerst sechs Bildungsträger zusammengeschlossen. Das Bündnis will im gesamten Landkreis aktiv werden. Weitere Partner sind gesucht. „Das Netzwerk soll wachsen, wir wollen gemeinsam Projekte schmieden“, so Ehrlich. Ein Ansprechpartner in der Landkreisverwaltung soll auch für die Koordination zuständig sein.
 
Doch zunächst ist das Bündnis noch mit sich beschäftigt. Die Ziele haben die Gründungsmitglieder in acht Punkten formuliert. „Eine hohe allgemeine und kulturelle Bildung aller Menschen zur Sicherung einer gestärkten Chancengerechtigkeit“ und dass durch Bildung „Wohlstand und Zusammenhalt“ gesichert werden sollen, steht beispielsweise in der Gründungsvereinbarung. Dass man den Übergang Schule-Ausbildung-Beruf begleiten wolle, als „effizienteste Vorsorge gegen Ausbildungsabbrüche und lange Zeiten von Arbeitslosigkeit“. Ebenso gehe es um eine „tiefgründige und systematische Beratung für die Eröffnung der verschiedenen Bildungspfade“, zudem soll Zuwanderern die Teilhabe am Bildungsprozess ermöglicht werden. Es sind Formulierungen, die doch noch ziemlich abstrakt daher kommen. So richtig greifbar ist dieses Bündnis noch nicht. Kann es aber auch nicht, sagt Ehrlich. „Wir haben uns gerade gegründet und befinden uns in einem Konzeptionsprozess.“
 
Und so diskutierten die Mitglieder beim Gründungstreffen erste Ideen. Jobbörsen und Bildungsmessen waren einige der Schlagworte. Aber auch eine Analyse zu offenen Stellen in den verschiedenen Branchen sowie eine Transparenz der Angebote auf dem Bildungsmarkt seien nötig. „Wir müssen erfragen, welcher Bedarf in Unternehmen besteht“, sagte Ehrlich. „Und wir brauchen eine Übersicht zu den Angeboten. Es gibt so viele Möglichkeiten, aber die meisten Firmen wissen nichts davon.“ Welche Aktionen genau gestartet werden könnten, wie man Präsenz zeigen und in Unternehmen oder Schulen auf sich aufmerksam machen will, das ist noch unklar. „Wir haben den Ball ins Rollen gebracht und sind jetzt zu allem bereit.“ (mz)

Initiatoren und Kontakt

In der Gründungsvereinbarung sind als Initiatoren Landrat Uwe Schulze (CDU), das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld, die BBI GmbH, das Verkehrsausbildungszentrum Merten, die Planen und Bauen GmbH, die Kreisvolkshochschule Anhalt-Bitterfeld und die Abasys GmbH genannt. Wer sich dem Bündnis anschließen oder Informationen will, kann sich bei Thomas Ehrlich melden unter: 03493/37 80 und Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.